Samstag, 31. Mai 2014

Tag 65: Drachenexkurs 2 oder: Der Tatzelwurm

Als ich damals mit Sonja Steger in Krumau im Egon Schiele Zentrum unterwegs war, erzählte sie mir nicht nur die Rosengartensage, sondern an der -leider braunen- Moldau auch einiges über den Tatzelwurm, eines ihrer Lieblingstiere. Der Tatzelwurm nimmt im internationalen Ranking eher eine Kuschelposition ein.


Freitag, 30. Mai 2014

Tag 64: Drachenexkurs1 oder: Wieso Baden immer noch Baden heisst


Wieso heisst Baden eigentlich immer noch Baden

Peter aus Baden wollte nie baden. Aber in Baden baden eigentlich alle Leute regelmässig. Sonst würde ja Baden nicht Baden heissen.
Wegen Peters Benehmen gab es grosse Probleme, weil die Leute von Baden Angst bekamen, dass falls Peter nie bade- Baden plötzlich nicht mehr Baden heissen dürfe! Sie diskutierten zuerst auf dem Bahnhofplatz, im und neben dem Café Himmel wurde das Thema zum Tagesgespräch und schliesslich verwarfen sie sogar im Stadtrat die Hände.

Aber es nutze alles nichts. Peter aus Baden wollte einfach nicht baden.

Er wimmerte und jammerte, er schrie und heulte, dass es die ganze Strasse hoch alle zusammen-zucken liess, wenn man ihn schickte, baden zu gehen, und zwar so laut, dass seine Mutter beinahe einen Herzinfarkt bekam und die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Wenn Peter dies sah, tobte er um so mehr. Und die Mutter bekam es mit der Angst, nahm Peter in die Arme und sagte allen, dass Peter nicht baden müsse, wenn er nicht baden wolle.
Peter schluchzte dazu herzerwärmend, so dass alle einsahen, dass Peter nicht zum Baden gezwungen werden konnte.
So musste Peter wirklich nie baden.
Aber alle rund um ihn herum badeten weiterhin täglich und so kam es, dass Peter, der eben nie badete, mit der Zeit komisch zu riechen begann.
Ein paar Wochen später stank er richtig wie ein alter Bergkäse. Und noch etwas später rümpften alle die Nase, wenn Peter auftauchte, denn, die, die noch badeten, rochen natürlich sehr genau, dass Peter eben nicht badete! In der Schule begannen sie ihn zu mobben.
Mit der Zeit konnte man ihn um die Ecke riechen, so dass immer alle wegrannten, wenn Peter daherkam.
Schliesslich hatte Peter keinen einzigen Freund mehr.
Nun war Peter tieftraurig.
Und erst noch ganz alleine, er konnte also sein Leid nicht mal mehr jemand erzählen!
Sogar die Mutter nahm ihn nicht mehr in die Arme, sie rief ihm nur noch von ferne, dass er nicht baden müsse, wenn er nicht baden wolle.
Das Schlimmste für Peter war, dass ihn auch Vreneli mied und nicht mehr mit ihm redete, weil Vreneli war ja früher sein Schulschatz gewesen.
Peter weinte oft, es kam ihm aber nicht in den Sinn, einmal zu baden wie alle andern auch.
Zu dieser Zeit lebte in Noseland noch ein alter Drache, der sehr rüstig war und jeden Tag einen Ausflug unternahm. Wenn er ins Luzerner Land flog, roch er frische Äpfel und Birnen, im Berner Land den feinen Emmentaler Käse, im Baselland und Fricktal die jungen Kirschen.
Aber jedes Mal, wenn er in Richtung Baden flog, begann es nach altem Mist zu stinken. Mit der Zeit wurde es so schlimm, dass sich der Drache mit dem einen Flügel die Nase zuhalten musste, damit er nicht ohnmächtig wurde. Das war natürlich mühsam, weil er dann im Kreise rum flog und fast nicht mehr von Baden weg kam.
Als er eines Tages notlanden musste und zu Fuss über den Sonnenberg kraxelte bis er den Gestank nicht mehr wahrnahm, wurde es ihm zu bunt. Er steckte sich zwei riesige Steine in die Nasenlöcher und ging nach dem Grund des Gestankes suchen.
Als er Peter entdeckte und sich sicher war, dass dieser schuld war, sauste er auf Peter runter, packte ihn mit seinen Riesenkrallen am Hemd und flog mit ihm davon. Peter machte sich fast in die Hose vor Angst.
Der alte Drache wusste natürlich genau, was in einem solchen Falle zu tun sei und warf Peter oberhalb der Stadt in die Limmat, genau dort wo ihr Wasser richtig reisst. Peter musste so heftig strampeln und schwimmen, dass er dabei ganz sauber wurde.
Erst dort, wo heute die Jugendherberge steht, konnte er sich mit letzter Kraft ans Ufer retten.
Zufällig kam da gerade Vreneli vorbei, sie war auf dem Weg zur Schule.
Als sie Peter dort ganz nass liegen sah, erschrak sie natürlich und rannte sofort zu ihm hin. Als sie neben ihm niederkniete und ihm die Wangen tätschelte, merkte sie sofort, dass sie sich nicht mehr die Nase zuhalten musste.
Überglücklich, dass Peter nicht mehr stank, juchzte sie vor Freude und als Peter die Augen aufschlug, gab sie ihm überglücklich einen dicken Kuss.
Als es Peter besser ging, eilten sie zusammen in die Schule und dort waren sofort alle Schüler wieder ganz anders zu Peter, weil er ja nicht mehr stank.
Am Abend liess sich Peter nochmals den ganzen Tag durch den Kopf gehen, ehe seine Mutter das erste Mal seit Jahren Gute Nacht sagen kam, ihn umarmte und ihm sogar eine Gutenachtgeschichte erzählte und ihm einen Gutenachtkuss gab.
Megaglücklich schlief Peter ein, weil ihn endlich wieder alle gerne hatten.

Am andern Morgen stand Peter eine halbe Stunde früher auf als sonst und ging sofort baden. So machte er es in Zukunft jeden Tag und er lebt heute noch mit seinem Vreneli glücklich und zufrieden in der Kronengasse.

So kommt es, dass Baden immer noch Baden heisst!
hier die Version für die Freundinnen der Noseländischen Amtssprache:

Weso heisst Bade eigetli emmer no Bade

Dr Peter us Bade het nie wöue bade. Aber z’Bade düend eigetli aui Lüt regumässig bade. Wöu sösch wörd jo Bade ned Bade heisse. Ond dorom hets grossi Problem gä, wöu d’Lüt vo Bade händ Angscht becho, dass wenn der Peter nie düi bade, Bade plötzli nömme dörfi Bade heisse. Sie händ zersch uf em Bahnhofplatz diskutiert, im ond näbem Hemu esch es Tagesgspröch worde ond nachhär händs sogar im Stadtrot d’Händ verrüert.
Aber shet aues nüt gnötzt.
Dr Peter us Bade het eifach ned wöue bade.
Àr het zännet ond brüelet, är het gschroue ond ghület, dass es die ganz Chorngasse doruf ond dorab aui tschudderet het, wemmerne gscheckt het go bade, ond zwar so lut, dass sini Muetter fasch es Härzchriesi becho ond d’Händ verrüehrt het. De Peter het das gseh ond grad no lüter töbet. Ond d’Muetter hets met der Angscht becho ond de Peter id Arme gno, ond aune gseit, dass de Peter ned müesi go bade, wenn är de öppe ned wöu. Ond de Peter het dezue tränerüehrig gschlochzet, so dass aui igseh händ, dass mer de Peter ned cha zom Bade zwenge.
Ond so het de Peter wörkli nie müesse bade.
Aber aui om en ome händ witerhen täglech badet, ond so eschs sowit cho, dass de Peter, wo ebe nie badet het, de met der Zit agfange het schmöcke.
Ond es paar Woche spöter het er rechtig gschtonke wiene aute Chäs.
Ond nochli spöter händ aui nome no d’Nase grömpft, wenn de Peter uftoucht esch. Wöu, die wo badet händ, die händ de öppe guet gschmöckt, dass ebe de Peter ned badet het. Ir Schueu händs ne agfange mobbe.
Met der Zit het mer ne sogar omen Egge ome gschmöckt, so dass emmer aui dervo send, wenn de Peter cho esch.
Am Schloss het de Peter ke einzige Frönd me gha.
Do esch de Peter obertruurig gsi.
Ond ersch no ganz elei, är hets aso ned emou me chönne öpperem verzöue, sis Lid.
Sogar d’Muetter het ne nöm id Arme gnoh, sondern nome no vo wit grüeft, dass de Peter ned müesi bade, wenn är ned wöui bade.
Aber s’Schlemmschte för de Peter esch gsi, das ous Vreneli nöm met em gredt het, wöu s’Vreneli esch jo früener mou sis Schueuschätzli gsii.
De Peter het nome no grännet. Aber es wärem oms verrode nie zenn cho, dass är chönnt go bade, wie au die andere.
Zo dere Zit het i Noseland no en aute Drache gläbt, wo aber no rechtig röschtig gsi esch ond jede Tag no en Usflog gmacht het. Wenner is Lozärner Land gfloge esch, hets emmer guet nach Öpfu ond Beere gschmöckt, im Bärner Land nach feinem Ämmitauer, im Basuland ond im Frecktau nach frösche Chriesi, aber jedesmou, wenner rechtig Bade gfloge esch, hets emmer meh agfange nach emene aute Mescht stenke. Met der Zyt eschs so schlemm worde, dass är sech het müesse met em einte Flögu d’Nase zueha, dass är ned ohnmächtig worde esch. Da esch natürli eklig gsi, wöu är de im Chreis omegfloge ond fasch nöm vo Bade wäg cho esch.
Woner de eines Tages het müesse notlande ond z’Fuess öbere Sonnebärg het müesse chraxle, bes är de Gschtank nöm gschmöckt het, eschs em z’Bont worde. Är het sech zwe risigi Stei id Nase  gschteckt ond esch de Grond vom Gschtank go sueche.
Woner de Peter gseh het ond sicher gsi esch, dass de gschoud esch, esch är of ne abe gsuust, het ne met sine Riisechraue am Hömli packt ond esch dervo gfloge. Der Peter het fasch id Hose gmacht vor Schess.
Der auti Drache het natürli gwösst, was mer i somene Fau muess mache ond het dr Peter oberhaub vor Stadt id Limmat grüehrt, det wosi rechtig schrisst. De Peter het eso heftig müesse strample ond schwemme, dass är debi ganz suuber worde esch. Ersch det, wo höt d’Jogi stoht, het sech de Peter met letschter Chraft as Ufer chönne rette.
Zuefäuig esch grad s’Vreneli dete verbi cho of em Wäg id Schueu. Wosi de Peter det so nass het gseh legge, eschsi natürli verschrocke ond sofort zuenem gschpronge zomem häufe. Wosi näbem ghuuret esch ond em d’Bagge tätschlet het, het si natürli sofort gmerkt, dass si sech nöm het d’Nase müesse zueha. Öberglöcklech, dass dr Peter nöme stenkt, het si gjuchzet vor Fröid, ond wo de der Peter no d’Ouge uftoh het, het si nem grad es risigs Möntschi gäh.
Wos im Peter weder besser gange esch, send si zäme id Schueu ond det send ou of einisch aui weder ganz andersch gsi zom Peter, wöu är jo nöme gschtonke het.
Zobe het sech de Peter nomou de ganz Tag dore Chopf lo go, bevor d’Mueter s’erscht mou sed Johre weder esch cho guet Nacht säge, ne omarmet ond sogar no es Guetnachtgschechtli verzöut ond em es Guetnachtmöntschi gä het. Megaglöcklech esch är igschlofe, wöu ne ändlech aui weder gärn gha händ.
Am andere Morge esch de Peter e Haubstond früener uf aus normau ond grad zersch go bade. Ond das het är ir Zuekonft jede Tag so gmacht ond läbt höt no mit sim Vreneli glöcklech ond z’frede ir Chronegass.
So chonnts das Bade emmer no Bade heisst!


Donnerstag, 29. Mai 2014

Tag 63: Rechtfertigung für gestern

Gestern war ich nochmals in Einsiedeln.
Zuerst zum Interview beim Einsiedler Anzeiger. Patrizia Pfister war so nett, mich zu meinem Blog zu interviewen (Artikel folgt).
In der Redaktion
Anschliessend besuchte ich kurz Richard Schönbächler und brachte ihm das Filmmaterial zurück, das er mir ausgeliehen hat. Die Gelegenheit wollte es, dass im gleichen Haus  Karl Hensler 2 wohnt, der mir schon öfters als Archivar von seltsamen und spannenden Gegenständen wie auch Fotos und alten Postkarten genannt wurde. Ich überfalle ihn kurzerhand und wir einigen uns rechtzeitig zum Mittagessen darauf, dass ich ihn zu einem späteren Zeitpunkt mit der Kamera besuche.
Anschliessend kaufe ich regionale Bier- und Käsespezialitäten und gehe mit weissem und braunem Biber zu Joscha ins Haus am Webstuhl zum Kaffee.
Dort wird meine Alpensaga sozusagen von sich selber eingeholt: Joscha erzählt mir, dass letzthin ein Gast aus St. Gallen vorbeigekommen sei, der ihm erzählt habe, dass er meinen Blog gelesen und deshalb sich das Galgenchappeli genauestens angeschaut habe! Womit ich wieder darüber berichten kann und das ganze zur Endlosschlaufe werden könnte...

Mittwoch, 28. Mai 2014

Tag 62: Die Historische Sicht

Gestern besuchte ich Prof. Dr. Valentin Groebner, der als Historiker an der UNI Luzern wirkt. Sein Spezialgebiet ist das Mittelalter und er beschäftigt sich vor allem auch mit Schweizer Geschichte. Somit erwartete ich, dass er einen Standpunkt zu den Sagen haben muss.
Zuerst einmal verrückte er das bisherige Bild, dass Sagen und deren Verschriftlichung eine Erscheinung des 18. / 19. Jahrhunderts sind:


Dienstag, 27. Mai 2014

Tag 61: Sagen und Pädagogik 3: Tipp2 zur Vermittlung: Die Kapelle in Immenfeld

Hans Steinegger gibt ein weiteres Beispiel, wie er Sagen Schülern näher bringen würde. Anhand des Beispiels der Kapelle in Immenfeld erklärt er mir wie:

Montag, 26. Mai 2014

Tag 60: Sagen und Pädagogik 2: Tipp 1 zur Vermittlung: Der Kindlistein

Hans Steinegger schildert, wie er Schülern Sagen zum Beispiel anhand des Kindlisteins bei Rickenbach näher bringen würde:

Sonntag, 25. Mai 2014

Tag 59: Sagen und Pädagogik 1

Da ich dieses Projekt ja im Zusammenhang mit meiner Weiterbildung an der PH in Brugg/Windisch durchführe, liess ich es mir nicht nehmen, mit Hans Steinegger über den pädagogischen Gehalt von Sagen zu sprechen:

Freitag, 23. Mai 2014

Tag 57: Die Legende von der Bärtigen

Hier geht es definitiv nicht um die Wurst, sondern um die Kümmernis. Ich liess mich gestern von Pater Thomas durchs Kloster Engelberg führen.
Dank Erlaubnis durfte ich auch den Innenhof betreten
Unterwegs stiessen wir auf Malereien von Pater Eugen Bollin, der die Illustrationen zu 'Sagen und Legenden aus Engelberg' von Mike Bacher gestaltet hat.
Weiter eine wunderbare Holzarbeit neueren Datums von einem anderen, mir unbekannten Künstler:
Schliesslich landen wir in der  Dachkammer, wo ich auf eine christliche Version der Conchita Wurst treffe. Weil die Menschen im Mittelalter scheinbar irgendwann den Gekreuzigten nicht mehr als solchen erkannten, wurde die Figur am Kreuz als heilige Frau gedeutet.
Diese Gekreuzigte war ursprünglich in Alpnach stationiert
Natürlich musste erklärt werden, weshalb Frau Bart trägt: der Legende nach wuchs ihr der als Schutz vor der Verheiratung durch ihren Vater an einen Heiden.
Viel genauer als in Wikipedia wird die Kümmernis, auch Wilgefortis genannt, im oekonomischen Heiligenlexikon beschrieben.
Die Verehrung der heiligen Kümmernis verbreitete sich ab dem 15. Jahrhundert und scheint sich bis ins 21. Jahrhundert zu halten.
Natürlich stehen in Engelberg auch Engel rum... dazu mehr in einem späteren Post

Donnerstag, 22. Mai 2014

Tag 56: Ein geheimnisvolles Telefon

Auf Mike Bacher wurde ich bei meinem ersten Besuch in Engelberg aufmerksam, sein Büchlein über Sagen und Legenden ist erst kürzlich erschienen. Nun traf ich gestern Abend diesen jungen Historiker und angehenden Juristen, der in seiner Masterarbeit zum Beispiel das Recht Obwaldens in den Sagen untersucht. Wir machen einen kurzen Besuch im Kloster, wo ich unter anderem einmal eine relativ moderne Sage höre:

Mittwoch, 21. Mai 2014

Tag 55: Der Teufelsstein ob dem End der Welt

Gestern Abend traf ich Annie Infanger. Sie führte mich rund um Engelberg und erzählte mir einige hiesige Sagen. Unter anderem erfuhr ich, wieso der Teufelsstein immer noch hoch oben über der Marienkapelle im Horbis beim End der Welt liegt.

Dienstag, 20. Mai 2014

Tag 54: Am End der Welt

Wenn einer schon ans Ende der Alpen gewandert ist, sollte er es auch ans End der Welt schaffen. Dies ist allerdings nicht am Rand der Alpen sondern mittendrin bei Engelberg.

Schweizerisch genau ausgeschildert!

Zuerst gilt es festzuhalten, dass das End der Welt Privatgrundstück ist...
Am Wegrand lauern Drachen
Am Wegende nichts mehr...
ausser unbezwingbarer Fels.
Das Ende der Welt aus der Ferne
(es heisst NICHT wegen einer Sage so, sondern einfach, weil dort der Weg fertig ist...)
Stärkung in der Kneipe für den Rückweg in die Welt
Am Abend treffe ich noch Annie Infanger, auf einem gemütlichen Spaziergang geht's wieder nahe ans Ende der Welt. Unterwegs erzählt mir Annie einige Sagen aus der Region. Mehr dazu morgen..




  






Montag, 19. Mai 2014

Tag 53: Die Sage von der Mitte

Einige Haikus:

Bei jeder Mitte
ist jeder mittlere Teil
exakt die Mitte



In der schönen Schweiz
weiss jeder um die Mitte
als seis die seine



Es geht die Sage
dass einer die Mitte sah
eh er dann verschwand

Sonntag, 18. Mai 2014

Tag 52: Unterwegs im Fabelpark

Heute lande ich in einem ganz anderen Zusammenhang im Figurenpark von Bruno Weber in Dietikon. Da man von dort die Alpen sieht und im Park unzählige Wesen hausen, die einer Sage entspringen könnten, hier ein paar Impressionen:
Hirsche mit Lämpchen entstanden wegen der Fraumünstersage
Einhörner gibts zuhauf!
Drachen auch!
 Betonguss neben Polyestergussform
Beton in Gussform: Blick in die Werkstatt
Bemaltes Resultat
Der Stier von Uri war 1992 an der Weltausstellung in Sevilla
Komische Hausdiener kommen auch in Sagen vor


Polyestergussformendepot

Samstag, 17. Mai 2014

Freitag, 16. Mai 2014

Tag 50: Wieso ich den Elbst nicht bezwang!

Gestern wurde ich das erste Mal auf meiner Sagenreise doppelt nass. Das Schiff brachte mich nach Treib.

Seliger Blick zum Seelisberg hoch vom Schiff aus
In Treib wurde schon gar schrecklich Ding getrieben: die folgende Sage war immerhin die erste, die mir beim Lesen schon Hühnerhautschauer den Buckel runter jagte! Und zwar gehts um eine echte Horrorgeschichte, den Kindlimord bei Treib.
J.J.Reithard startet die Geschichte wie folgt:
Hart unter'm Seelisberg steht
Ein uralt Wirtshaus, heisst die 'Treib';
Dort sass ein Fischer abends spät
Bei Wein und schlechtem Zeitvertreib
mit andern Worten er versoff und verspielte sein karges Einkommen, während sein Kindchen bleich vor sich hin hungerte, bis es nicht mehr konnte und um Brot bettelte.
Doch der Vater antwortet mit der Faust ins Gesicht und heisst das Mädchen, das Maul zu halten. Er beleidigt das arme Geschöpf aufs Niederträchtigste und spielt weiter -ein wildes Lied singend. Sein Gegenspieler rühmt den Vater für seine Züchtigung und reicht ihm ein Stück Brot, das dieser dem Kinde geben dürfe, wenn es drei Fragen beantworten könne. Nachher nimmt er dem Vater fast alles Geld ab im Spiel. Als dieser jammert, bietet ihm der Gegenspieler an, das Geld gegen des Vaters Seele zurück zu geben. Das Mädchen bettelt seinen Vater an, mit ihm zu kommen, worauf der Vater erneut zuschlägt und noch mehr Prügel androht, wenn es nicht die Gosche halte.
Auf dem Seeweg nach Treib
Wie der Vater keinen Groschen mehr besass, erinnerte ihn der Gegenspieler an die drei Fragen, packte sein Geld und ist blitzartig verschwunden.
Der Fischer packt sein Mädchen und schmeisst es aufs Boot, mit welchem er in den mondbeschienen See sticht. Erneut bettelt das Kind um Brot, doch der herzlose Vater gibt ihm nur Wasser zu trinken und beschimpft es grob. Wie sie am Ufer sind, nimmt er das Brot zu Hand und beginnt zu fragen: 'Was ist linder denn Vogelflaum?' Das Mädchen nennt die Mutterbrust, an der es jeden Kummer vergessen konnte. Der Vater weiter: 'Was ist süsser als Honig?' Die schnelle Antwort: 'Der Mutter Milch!' Der Vater schaut wütend und schäumt: ' Was ist härter als diese Fluh?'
Das Mädchen stammelt, dass es nicht lügen dürfe und nur eines härter sei als Erz, nämlich des Vaters Herz! Dieser verliert die Kontrolle über sich selber vor Wut, packt es und schleudert es an den Felsen, wo der Schädel wie eine Melone zerspringt.
Der Mörder flüchtet über Stock und Stein, ewig getrieben, vom Bösen verfolgt.
An der linken Nase liegt Treib
Erst dreissig Jahre später kam er als Greis wieder nach Treib zurück und setzt sich in die volle Gaststube. Er lauscht einem Kriegsmann, der Geschichten von Moritaten erzählt, bis der Greis zynisch lacht:
'Doch kenn ich eine Übeltat,
Die nie ans Licht der Sonne trat!'
Nun drängen ihn alle zu erzählen, doch er schweigt. Die Leute scharen sich um ihn, der Wirt tritt an ihn heran und erkennt ihn ihm den Kindlimörder wieder. Der entdeckte Mörder will sich auf den Kriegsmann stürzen, der ihn dazu brachte sich zu verraten, doch dessen Ebenbild löst sich in Nebel auf.
Der Alte wurde verhaftet und in Gersau enthauptet.

Das erste Mal nass werde ich beim steilen Aufstieg zum Seelisber, völlig verschwitzt erreiche ich das Restaurant Bahnhof. Hier stärke ich mich mit einem dunklen Hubertus.
Auf dem Weitermarsch werde ich ein zweites Mal nass, diesmal schüttet es aus allen Wolken. Wie ich beim Seelisbergsee vorbei komme, triefe ich so, dass ich darauf verzichte, mich in den See zu stürzen und den Elbst zu bekämpfen.
Könnte auch ein gefährlicher Seelisbergsee sein...
Der Elbst, dieses grässliche Ungeheur lebt seit eh und je im Seelisbergsee. Er kommt blitzschnell aus der Tiefe und jagt Menschen. Er kann verkleidet als moosbewachsener Stamm auftreten, man setzt sich auf ihn und er zieht einen weg. Dann wieder scheint er ein Inselfleck, wer drauf springt, bricht ein und verschwindet auf Nimmerwiedersehn. Den andern Fischen im See macht er den Garaus.
Des nachts flimmern die Uferbüsche im Mondschein trügerisch, wie ein Schlangenring wird der See von bunten Farben umringt. Der Risenfisch, der Wurm, der Elbst, schnaubt, stahlbeschuppte Haut unter goldig leuchtendem Krongeschmeide, die scharfen Krallen plus Flossen! Wie sanft schlafend soll er daliegen, doch trau ihm nicht!
Am Abend bittet darum der schlaue Hirte zur Mutter aller Gnaden, der Elbst möge ihn und die Alp verschonen. Sollte der Hirt den Betrufvvergessen, würde der Elbst zuschlagen, das Vieh erwürgen und mit seinen Krallen aufschlitzen...

Aber eben, es war mir zu nass, ich eilte nach Bauen aufs Schiff.

Donnerstag, 15. Mai 2014

Tag 49: Wie Robi Kuster Sagenautor wurde

Den Hinweis auf Robi Kuster habe ich an meinem Engelbergertag erhalten. Weil er aber schon eine Ewigkeit in Altdorf lebt, bietet es sich an, ihn jetzt vom Nachbardorf Flüelen aus zu besuchen, wo ich im Hotel Sternen genächtigt und am Vorabend perfekt getafelt habe!

Robi Kuster ist nicht nur Sagenerzähler, sondern vor allem Autor und insbesondere auch Sagenautor, also einer, der heutzutage Sagen schreibt. Im Gegensatz zu Hans Steinegger hat er aber nur rund 10 Jahre Vorsprung auf mich, nichtsdestotrotz imponiert er mir mit einer Fülle an Material!
Heute sprechen wir vor allem über seine Beweggründe als Sagenautor und seine Interessen an diesem Sepzialgebiet. Robi Kuster erzählt, wie er Sagenerzähler und -autor wurde.

Weitere Gesprächsausschnitte folgen.

p.s. Wir einigen uns zum Schluss darauf, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt bei schönem Wetter zusätzliche Aussenaufnahmen drehen werden, also auch hier: Fortsetzung folgt!

Mittwoch, 14. Mai 2014

Tag 48: Der Türst kommt!


Wie auch immer das technisch wahr ist oder einfach nur Sage: auf jeden Fall streikt auch jetzt das HotelW-Lan beim Film hochladen auf Youtube schon zum zweiten Mal, weshalb ich zu einem vorbereiteten Reservepost greife:

Die Türstsagen gehören zum Luzernerland, dem Napf  und dem Entlebuch. Kurt F. Hunkeler aus Schötz (wir erinnern uns an Tag 2 und das Schötzer Schmittenanneli) weiss noch, welche Auswirkungen aufs Alltagsleben die Angst vor dem Türst bewirkte.

Dienstag, 13. Mai 2014

Tag 47: Was man beimSterben so alles erleben kann

Heute besuche ich Hans Steinegger in Schwyz.
Hans Steinegger vor seinen rund 800 Sagenbüchern
Auf ihn haben mich Karl Hensler und andere verwiesen. Er hat gute 40 Jahre Vorsprung im Sagensammeln auf mich und brachte in seinem Riedter Verlag diverse liebevoll gestaltete Editionen zu Spezialthemen der Sagenwelt heraus.
Ein erster Ausschnitt aus einem reichhaltigen Gespräch, das mir beinahe genug Posts bis ans Ende des Blogs liefern würde...

Montag, 12. Mai 2014

Tag 46: Das Galgechappeli Nachtrag - Das Skelett


Dieser Nachtrag kann erst jetzt erfolgen, weil beide Versuche, das Video im Wiener W-Lan hochzuladen, nach jeweils einer Stunde blockierten!

Am Galgechappeli gings immer hoch zu und her. Manche Wahrheit mag hier begraben worden sein, eine liess sich nicht ewig bannen!

Sonntag, 11. Mai 2014

Freitag, 9. Mai 2014

Tag 43 : Die lange Nase des Rudolf von Habsburg

In Wien  -und überhaupt Österreich- fällt mir immer weder auf, dass niemand genau weiss, wo eigentlich die Habsburg liegt, weil ich immer wieder hoffe, auf sie Bezug nehmend, erklären zu können, wo denn Aarau -mein Wohnort- liege.
Zur Aufklärung:
Markiert die Habsburg -Stammburg des Herrschergeschlechts,
ca. 10 km westlich liegt Aarau
Rudolf von Habsburg I. war zuerst als Rudolf IV. Graf von Habsburg unterwegs und wurde als Rudolf I. erster römisch-deutscher König der Habsburgerdynastie. Er war unter anderem bekannt wegen seiner markanten Nase (hier kann man sie bestaunen)!

Wie er um 1266/67 wieder mal in der Schweiz in den Kampf zog -lesen wir bei J.J. Reithard- wurde er von einem Zwerglein im Narrengewande aufgehalten, das die Zügel des Pferdes hielt und dem Grafen penetrant ins Gesicht starrte. Als dieser genervt wissen wollte, was der Zwerg wolle, antwortete der, er müsse nur schaun, ob die Nase des Grafen wirklich so ungeheuer sei. Sein Herr, der Regensberger, hätte geschworen, die riesige Nase von Rudolf vor morgen zu halbieren und wolle sich dafür dort wo die Küssnacht den Klosterwald verlasse in den Hinterhalt legen.
Rudolf war natürlich froh darum, dass seine Nase noch nicht beschnitten war und orndete an, mit der Hälfte des Heeres die Falle zu umgehen, während er die Regensberger aus dem Hinterhalt locken wolle und die andere Heereshälfte dann die Burg erobern und abfackeln sollte.
So geschah es auch.
Die Regensberger sprengten den Habsburgern siegesgewiss hintendrein und erst auf der Ebene stellten sich diese zum Kampf. Eine wilde Schlacht folgte, die Regensburger griffen wuchtig an und die Zürcher unter Rudolf von Habsburg hielten stand. Die Schreie der Kämpfer und das Klirren der Schwerter widerhallte am Albis. Rudolf von Habsburg dringt ins feindliche Heer ein und wütet wie ein Löwe, aber die vielen Feinde bringen ihn beinahe zu Fall, bis ein Getreuer, Hanns Müller (gemäss Wikipedia ein Mülner) aus Zürich, sich mit dem Schwert durch die Feinde kämpfte und den verwundeten Habsburger auf sein Pferd zog und sich mit ihm zu seinen Kampfgefährten zurück kämpfte.
Rudolf von Habsburg erholte sich langsam von den Schlägen, doch ehe er in den Kampf zurück kehrte, stieg aus der Burg Rauch auf, der bald die Schlucht füllte. Da knackte es im Gebälk und das Schloss fiel im Flammenprasseln darnieder. Und schon stürzte sich die andere Hälfte des Heeres von hinten auf die Regensberger, die nun geschlagen auseinanderstieben. Das Schlachtfeld lag voller Leichen und Rudolf sah den Regensberger auf seinem Rosse fliehen:
'Behalte deine Listen ein andermal geheim;
Dich schickt mit langer Nase die lange Nase heim!'
So wurde also die Regensberger Fehde durch den Verrat des Zwergleins entschieden.
Und einmal mehr erwies sich die Nase als enorm wichtig im Alltag.
Rudolfs Ahnen brachten es in der Folge ja noch weit.... 
Eine zweite Geschichte dreht sich um den Riesenzinken des Habsburgers: 1278 war er -unterdessen Kaiser- in Esslingen am Neckar. Das Volk jubelte ihm zu und es war eng in den Gassen. Da rief ein frecher Kerl, dass er nicht durchgehen könne, weil ihm die Riesennase Rudolfs den Weg versperre. Dieser blieb ruhig und drehte den Kopf: 'Jetzt geh, meine Nase soll dir den Weg nicht versperren!'
Das Volk bejubelte diese gelassene Reaktion und Rudolf meinte noch: 'In einer freien Stadt müssen Geist und Zunge frei sein.'
Wie wahr! Noch besser, wenn es die Menschen auch sind!
Spuren im 1. Bezirk Wiens
Rudolf verlieh der Stadt Esslingen 6 Jahre später eine Stadtverfassung, welche den Patriziern und Zünften Mitspracherechte einräumte. Rudolf war ja bei der Bevölkerung recht populär ausser wohl in der Innerschweiz, welche ja bekanntlich  nur 17 Tage nach seinem Ableben auf dem Rütli Treue schwor und in der Folge begann, die Habsburger rauszuwerfen (vermutlich auch eine Spätfolge der Zollreformen Rudolfs, welcher am 26. Oktober 1273 alle nicht gesetzmässig erhobenen Zölle für nichtig erklärt hatte, um dem Reich wieder eine zentrale Macht einzuhauchen. Dies mag die Innerschweiz auch betroffen haben, die am frisch ausgebauten Gotthard gerne die hohle Hand ausstreckten!)
Wiederum sind Ähnlichkeiten mit der Gegenwart rein zufällig!
Zum Schluss noch eine ganz andere lange Nase im 1. Bezirk


Donnerstag, 8. Mai 2014

Tag 42: Was in der Piaristengasse abgeht

Heute lese ich im Verein 08 in der Piaristengasse: I am the Fishwhisperer

Hier in der Nähe steht die berühmte Maria Treu Kirche. Der Platz bei der Kirche ist für einige -wie schon vorgestern angemerkt- der schönste Platz Wiens

Über dem Altar soll ein sagenumwobenes Muttergottesbild hängen.
Näher ran dürfen wir leider -zuerst- nicht
Doch zur Geschichte:

Das Gnadenbild Maria Treu


Anno 1713 wütete zum letzten Mal die Pest in Wien. Der 'schwarze Tod' raffte viele Wiener dahin und auch der Maler Josef Herz und seine Frau wurden krank. Wie viele Künstler war Herz unbekannt und eher arm, als einziger Reichtum hing ein Muttergottesbild in seiner schlichten Wohnung, welches sogar im fernen Rom verehrt wurde. Die beiden wurden immer kränker und fürchteten um ihr Leben, nun betete Herz inbrünstig: „Ich male das Muttergottesbild ab und schenke es einer Kirche, wenn ich wieder gesund werde".
Und schon ging es ihm jeden Tag besser, er selber erholte sich, seine Frau aber starb an der Pest.
Nach kurzer Trauer nahm er seine Pinsel und Farben hervor und begann zu malen. Schon bald spürte er, dass ihm die Arbeit leichter fiel als sonst, es schien als lenke eine fremde Kraft seine Hand. Es gelang ihm das schönste Bild seiner Karriere.
Wie er fertig war, trug er es stolz in die Josefstädter Kapelle und hängte es auf.
Sofort ging die Geschichte um, wie das Bild entstanden war und viele Kranke kamen her um zu beten in der Hoffnung, dass das Bild auch sie gesund mache. Es kamen so viele, dass die Kapelle zu klein wurde und das Bild in die neugebaute Piaristenkirche umgehängt wurde, wo es heute noch über dem Altar hänge.
Immer noch würden Menschen aus der ganzen Welt hierher kommen, um in der Maria Treu zu beten in der Hoffnung auf ein Wunder.


Da ist leider nur ein Problem: auch die Maria Treu Kirche gehört zu denjenigen, die durch ein Stahlgitter verschlossen werden, so dass man nur noch aus der Ferne erahnen kann, wo das Bild sein könnte! (liest man aktuell über die verschiedensten Zerstörungen an österreichischen Kirchen, bringe ich ein gewisses Verständnis auf, wobei ich der Meinung bleibe, dass Kirchen offene öffentliche Gebäude sein sollen ja müssen!)
Doch: ich wär nicht ich, wenn ich dieses Problem nicht anginge: mein erster Versuch scheitert zwar an den Öffnungszeiten der Pfarrkanzlei -Montag geschlossen, der zweite Anlauf ist dann aber ein voller Erfolg! Die nette Empfangsdame nimmt mir meinen Lichtbildausweis ab und überreicht mir im Gegenzug den Schlüssel mit den nötigen Erklärungen, wie ich damit umzugehen habe! Ich darf also durch eine Nebenpforte zum Hochaltar vortreten und nach Lust und Laune fotografieren.

 

Der Hochaltar in der Maria Treu Kirche
Das heilige Bild ist sehr klein und sehr hoch oben:
Das Bild von Josef Herz, das sagenhafte Heilkraft haben soll
Auch die Mariensäule auf dem Platz wurde aufgestellt als Dank für das Ende der Pestseuche:


 
Kleiner Anekdotennachtrag: Anton Bruckner absolvierte auf der Kirchenorgel anno 1861 seine Prüfung in praktischer Komposition, was einer der Experten -Johann Herbeck, späterer Hofkapellmeister- wie folgt kommentierte: 'Er hätte uns prüfen sollen!`
 

 

 

 

 



Mittwoch, 7. Mai 2014

Tag 41 : Wo der Wiener aus Ingenbohl hätte landen können

Ich habe an Tag 30 vom Ingenbohler, genannt 'der Wiener' erzählt. Mit der U-Bahn statt mit dem Hexenritt fahre ich nach Meidling und lauf durch den eher tristen 12. Bezirk zur Murlingerasse 71-73.

Hier haben die Keuzschwestern ihr Wiener Kloster und einen Kindergarten.


Der Zufall will es dass ein alter VW vorfährt und vier Ordensschwestern aussteigen. Ich spreche sie auf Ingenbohl an, das Mutterhaus ist natürlich bestens bekannt im Gegensatz zur Sage vom Wiener aus Ingenbohl. Ich erfahre, dass noch  2 Schwestern dauernd hier im Kloster leben.
Ob der Ingenbohler beim Erwachen diese Häuser sah?
Die unbefleckte Empfängnis steht im Eingang zur Klosterkirche, welche allerdings nur durch eine verschlossene Glastür sichtbar ist.

p.s. ich möchte mich hier -als Nichtkirchenmitglied, einmal dazu äussern, was ich von verschlossenen Kirchen halte: nämlich gar nichts! Fast noch schlimmer finde ich die neuzeitliche Mode, EINTRITT für Kirchen zu verlangen! Dies geht eindeutig am Auftrag vorbei... heute Nacht auf dem Heimweg wunderte ich mich, wieso eigentlich die Kirchen nicht rund um die Uhr offen sind und ihre Aufgabe wahrnehmen, den Ärmsten zu umsorgen.
Ich fordere: Öffnet die Kirchen, dann muss niemand mehr ohne Dach über dem Kopf schlafen!

Dienstag, 6. Mai 2014

Tag 40: Über den Geiz in der Josefstadt


Mein Heim liegt für diese zwei Wochen wieder einmal im Achten -wie ein Wiener sagen würde, der Josefstadt.
Vielleicht die schmucklos schmuckste Gasse der Josefstadt,
weniger beliebt bei Insassen des Untersuchungsgefängnisses
Auch um diesen Bezirk zwischen Ring und Gürtel rankt sich eine Sage:

Die schwarze Wolke


Früher endete die Stadt beim Ring und in der heutigen Josefstadt wallten die Getreidefelder. Einmal regierte hier ein reicher Graf und Grundbesitzer, der nicht nur geizig sondern auch noch ein Leuteschinder war.
Es war am Ende des Sommers, der viel Ernte versprach, weil die Unwetter und Hagelstürme das Land verschont hatten. Die Bauern arbeiteten fleissig auf den Feldern, als ein fremder Reiter daher preschte und schrie: 'Rettet eure Haut, die Heuschrecken sind schon in Mödling!'.
Sofort ritt er weiter um auch die andern Bauern zu warnen.
Die Gewarnten schauten sich um und erkannten bald eine dunkle Wolke, die im Südosten langsam näher kam und wuchs und wuchs.
Nun wussten sie um die Gefahr und liefen um ihr Leben in ihre Häuser, verrammelten Türen wie Fenster und verstopften die Ritzen so gut wie möglich.
Einer der Bauern eilte zum Gutshof und informierte den Grafen. Dieser wurde jähzornig, weil die Bauern ihre Arbeit verlassen hatten, er wolle ihnen allen Lohn und die Vergünstigungen -welche eh kaum existierten- streichen!
Wütend stieg er auf sein Pferd und nahm die Hundemeute mit, packte die Peitsche und galoppierte los um das faule Pack auf die Felder zurück zu treiben. Wie er aber draussen ankam, sah er selbst die grosse Gefahr und beobachtete, wie die gefrässigen Heuschrecken alles ratzekahl frassen. Die Luft sirrte und surrte vor lauter Getier. Immer mehr Insektenschwärme stoben herbei.
Selbst die Hunde ergriffen jaulend die Flucht, was den Grafen noch mehr erzürnte. Er zückte sein Schwert und griff in klassischer Rittermanier frontal an, drang in die Schwärme ein und schlug wie ein Berserker um sich. Manche Heuschrecke liess ihr eh kurzes Leben, bevor das Pferd scheute, sich aufbäumte und den Kämpen abwarf.
Die Hunde waren unterdessen zum Gutshof zurück gekehrt, wo man nun Böses ahnte. Die Bauern wagten sich aber erst am nächsten Tag wieder auf die gespenstisch kahl gefressenen Felder: das ganze Jahr wurde in den Heuschreckenmägen verdaut. Bald fanden sie auch das Pferd und nicht weit davon die grauselige Leiche des Grafen, der seinen Geiz mit dem Leben bezahlt hatte!


Näher am Ring für einige der schönste Patz Wiens: Maria Treu
mehr dazu am Donnerstag


 

Montag, 5. Mai 2014

Tag 39: Recherche in der Drachengasse

Ich würde gerne das Haus sehen, an dessen Front das Schild aus Drachenhaut vom Kahlenberg aufgehängt wurde (siehe Post vom Vortag). Die Drachengasse ist dann lustigerweise die Sackgasse am Fleischmarkt, in die ich zwei Tage vorher noch eine Kollegin irreführte.
Wars das Eckhaus?
Ich entdecke immerhin die Drachenbar:
Aus Drachenhaut ist dieses Schild gewiss nicht
Ich erkundige mich im Drachengass-Theater. Hier weiss man -respekive Frau Direktorin- auch nichts Näheres, die Schnellsuche im Internet bringt kein Ergebnis. Immerhin gehe ich mit dem Hinweis weiter, dass sie immer gedacht hätte, die Namensgebung habe mit dem Ungeheuer um die Ecke zu tun.
Also verlasse ich die Drachengasse wieder:
Blick aus der wenige Meter langen Sack-Drachengasse
In der Schönlaterngasse (in der ich auch schon war, nämlich in der Wunderbar anlässlich der Ausstellung '1m2-Staat') treffe ich den Basilisken.
Zuerst entdecke ich das Monster an den Fensterläden
des stilvollen Restaurant zum Basilisken 
Wie ich nachfrage, hilft mir die Wirtin weiter und drückt mir eine Ausgabe der 'Münze' in die Hand. Hier finde ich die Geschichte dieses seltsamen Tiers.
Im Schaukasten wird's konkreter
Der Basilisk beschäftigte schon die alten Griechen, trieb sein Unwesen in Basel und wurde sogar von Hildegard von Bingen erforscht.
An einer Hauswand der übliche Versuch
dem Lindwurm mit Spiegelung beizukommen
Biologisch ist der Basilisk leguanartig. (wärs möglich, dass schon früher exotische Tierarten importiert wurden und dann hie und da abhauten...heute liest man auch von Boas und anderen unwillkommenen Reptilien, die ihre Terrarien verlassen...)
Nebenbei lese ich über die Abgrenzung von Sage und Legende: die Legende ist eine Geschichte zum Vorlesen, somit also geschrieben, wogegen die Sage anfangs erzählt wird und erst später aufgeschrieben, meist ab dem 18./19. Jahrhundert.