Sonntag, 4. Mai 2014

Tag 38: Drachenjagd am Kahlenberg

Am Pausentag machte ich eine Wanderung über den Kahlenberg, dies ist der zweitletzte Hügel der Alpenausläufer im Nordosten.
Dazu fährt es sich am besten via Spittelau -bekannt für Hundertwassers Müllverbrennngsanlage- nach Nussdorf an die Tram-Endstation. Von dort führt der Stadtwanderweg zuerst dem Beethovengang entlang einem malerischen Bächlein in langsamem Anstieg die Bergflanke hoch. Nicht nur Beethoven liebte diese liebliche Gegend, auch ein Bergmann soll sich hier einst niedergelassen und der Sage gemäss gar nach Gold gegraben haben.

Unterwegs laden Buschenschenken in den Weinbergen zu erquickendem Trank aus hiesiger Produktion.

Im dichten Wald des Kahlenberges soll einst ein gigantischer Drache die Umgebung so sehr tyrannisiert haben, dass sie zu veröden drohte. Nun wollte sich aber ein reicher Wiener ein Haus bauen und schickte die Bauleute auf den Kahlenberg, sie sollten dort Baumaterialien holen. Wie ich mögen sie durch den dichten Wald hochgestiegen sein.

Wie die Arbeiter ihre Arbeit begannen, fanden sie plötzlich den Drachen, friedlich vor seiner Höhle in der Sonne schlafend. Die Handwerker erschreckten sich ob seiner riesigen Pranken, liessen alles liegen, rannten nach Wien zurück und berichteten ihrem Bauherrn. Dieser war schlau und mutig, er befahl ihnen, einen länglichen Kasten zu zimmern, der an der Hinterseite eine Schiebetüre und an der Vorderseite ein Loch haben müsse, durch welches der Drache den Kopf stecken, aber nicht hindurch schlüpfen könne.
Wie der Kasten fertig gezimmert war, zogen sie ihn auf einen Felsen über der Drachenhöhle, liessen ihn von dort an Seilen so runter, dass der hintere Teil vor dem Eingang der Höhle stand. Nun banden sie ein Kalb vor den Kasten und brachten es zum Blöken, damit der Drache erwachte. Hungrig wollte der Drache das Kalb packen und steckte seinen Kopf durch das Loch im Kasten, wo er stecken blieb. Der Bauherr befahl, schnell die Schiebetüre zu schliessen und der dumme Drache sass fest.
Die Bauleute tanzten vor Freude, schleppten grosse Steine herbei um den Käfig zu beschweren und entfachten ein gewaltiges Feuer. Der Rauch erstickte den Drachen schliesslich. Als er sich nicht mehr bewegte, nahmen ihn die Leute aus und erkannten erst jetzt die erstaunliche Grösse des Viechs.
Sie zogen dem Drachen die Haut ab, liessen diese Gerben und hängten sie als Schild an das neue Haus, das sie nun in Ruhe am Fleischmarkt bauen konnten. Die kleine Gasse heisst seither Drachengasse.


Ich schritt weiter aus und nähere mich dem Ende der Alpen -wobei ich den sogenannten, befestigten Nasenweg zum Leopoldsberg verpasse: der Leopoldsberg ist die letzte Erhebung, die sich dann steil in die Donau hinunter stürzt wie die Wiener 1683 mit polnischer Verstärkung sich einst von hier auf die Türken runter warfen, um das heilige Abendland zu verteidigen! Der steile Zickzackweg hier führt mich nun die 'Nase' runter, so mag der Berg seiner Form wegen heissen...
Am Fuss der Alpen hat der Mensch seine Macht manifestiert: Autos rasen vorbei... Beton begrenzt Alpengrün.

Blick zurück auf den Leopoldsberg, ganz rechts die 'Nase'
Mit dem Bus geht's dann von Kahlenbergdorf zurück nach Wien.
In Kahlenbergdorf lebte übrigens im 14. Jahrhundert der originelle Pfarrer 'Pfaff vom Kahlenberg', um den sich diverse Sagen ranken.





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