Freitag, 30. Mai 2014

Tag 64: Drachenexkurs1 oder: Wieso Baden immer noch Baden heisst


Wieso heisst Baden eigentlich immer noch Baden

Peter aus Baden wollte nie baden. Aber in Baden baden eigentlich alle Leute regelmässig. Sonst würde ja Baden nicht Baden heissen.
Wegen Peters Benehmen gab es grosse Probleme, weil die Leute von Baden Angst bekamen, dass falls Peter nie bade- Baden plötzlich nicht mehr Baden heissen dürfe! Sie diskutierten zuerst auf dem Bahnhofplatz, im und neben dem Café Himmel wurde das Thema zum Tagesgespräch und schliesslich verwarfen sie sogar im Stadtrat die Hände.

Aber es nutze alles nichts. Peter aus Baden wollte einfach nicht baden.

Er wimmerte und jammerte, er schrie und heulte, dass es die ganze Strasse hoch alle zusammen-zucken liess, wenn man ihn schickte, baden zu gehen, und zwar so laut, dass seine Mutter beinahe einen Herzinfarkt bekam und die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Wenn Peter dies sah, tobte er um so mehr. Und die Mutter bekam es mit der Angst, nahm Peter in die Arme und sagte allen, dass Peter nicht baden müsse, wenn er nicht baden wolle.
Peter schluchzte dazu herzerwärmend, so dass alle einsahen, dass Peter nicht zum Baden gezwungen werden konnte.
So musste Peter wirklich nie baden.
Aber alle rund um ihn herum badeten weiterhin täglich und so kam es, dass Peter, der eben nie badete, mit der Zeit komisch zu riechen begann.
Ein paar Wochen später stank er richtig wie ein alter Bergkäse. Und noch etwas später rümpften alle die Nase, wenn Peter auftauchte, denn, die, die noch badeten, rochen natürlich sehr genau, dass Peter eben nicht badete! In der Schule begannen sie ihn zu mobben.
Mit der Zeit konnte man ihn um die Ecke riechen, so dass immer alle wegrannten, wenn Peter daherkam.
Schliesslich hatte Peter keinen einzigen Freund mehr.
Nun war Peter tieftraurig.
Und erst noch ganz alleine, er konnte also sein Leid nicht mal mehr jemand erzählen!
Sogar die Mutter nahm ihn nicht mehr in die Arme, sie rief ihm nur noch von ferne, dass er nicht baden müsse, wenn er nicht baden wolle.
Das Schlimmste für Peter war, dass ihn auch Vreneli mied und nicht mehr mit ihm redete, weil Vreneli war ja früher sein Schulschatz gewesen.
Peter weinte oft, es kam ihm aber nicht in den Sinn, einmal zu baden wie alle andern auch.
Zu dieser Zeit lebte in Noseland noch ein alter Drache, der sehr rüstig war und jeden Tag einen Ausflug unternahm. Wenn er ins Luzerner Land flog, roch er frische Äpfel und Birnen, im Berner Land den feinen Emmentaler Käse, im Baselland und Fricktal die jungen Kirschen.
Aber jedes Mal, wenn er in Richtung Baden flog, begann es nach altem Mist zu stinken. Mit der Zeit wurde es so schlimm, dass sich der Drache mit dem einen Flügel die Nase zuhalten musste, damit er nicht ohnmächtig wurde. Das war natürlich mühsam, weil er dann im Kreise rum flog und fast nicht mehr von Baden weg kam.
Als er eines Tages notlanden musste und zu Fuss über den Sonnenberg kraxelte bis er den Gestank nicht mehr wahrnahm, wurde es ihm zu bunt. Er steckte sich zwei riesige Steine in die Nasenlöcher und ging nach dem Grund des Gestankes suchen.
Als er Peter entdeckte und sich sicher war, dass dieser schuld war, sauste er auf Peter runter, packte ihn mit seinen Riesenkrallen am Hemd und flog mit ihm davon. Peter machte sich fast in die Hose vor Angst.
Der alte Drache wusste natürlich genau, was in einem solchen Falle zu tun sei und warf Peter oberhalb der Stadt in die Limmat, genau dort wo ihr Wasser richtig reisst. Peter musste so heftig strampeln und schwimmen, dass er dabei ganz sauber wurde.
Erst dort, wo heute die Jugendherberge steht, konnte er sich mit letzter Kraft ans Ufer retten.
Zufällig kam da gerade Vreneli vorbei, sie war auf dem Weg zur Schule.
Als sie Peter dort ganz nass liegen sah, erschrak sie natürlich und rannte sofort zu ihm hin. Als sie neben ihm niederkniete und ihm die Wangen tätschelte, merkte sie sofort, dass sie sich nicht mehr die Nase zuhalten musste.
Überglücklich, dass Peter nicht mehr stank, juchzte sie vor Freude und als Peter die Augen aufschlug, gab sie ihm überglücklich einen dicken Kuss.
Als es Peter besser ging, eilten sie zusammen in die Schule und dort waren sofort alle Schüler wieder ganz anders zu Peter, weil er ja nicht mehr stank.
Am Abend liess sich Peter nochmals den ganzen Tag durch den Kopf gehen, ehe seine Mutter das erste Mal seit Jahren Gute Nacht sagen kam, ihn umarmte und ihm sogar eine Gutenachtgeschichte erzählte und ihm einen Gutenachtkuss gab.
Megaglücklich schlief Peter ein, weil ihn endlich wieder alle gerne hatten.

Am andern Morgen stand Peter eine halbe Stunde früher auf als sonst und ging sofort baden. So machte er es in Zukunft jeden Tag und er lebt heute noch mit seinem Vreneli glücklich und zufrieden in der Kronengasse.

So kommt es, dass Baden immer noch Baden heisst!
hier die Version für die Freundinnen der Noseländischen Amtssprache:

Weso heisst Bade eigetli emmer no Bade

Dr Peter us Bade het nie wöue bade. Aber z’Bade düend eigetli aui Lüt regumässig bade. Wöu sösch wörd jo Bade ned Bade heisse. Ond dorom hets grossi Problem gä, wöu d’Lüt vo Bade händ Angscht becho, dass wenn der Peter nie düi bade, Bade plötzli nömme dörfi Bade heisse. Sie händ zersch uf em Bahnhofplatz diskutiert, im ond näbem Hemu esch es Tagesgspröch worde ond nachhär händs sogar im Stadtrot d’Händ verrüert.
Aber shet aues nüt gnötzt.
Dr Peter us Bade het eifach ned wöue bade.
Àr het zännet ond brüelet, är het gschroue ond ghület, dass es die ganz Chorngasse doruf ond dorab aui tschudderet het, wemmerne gscheckt het go bade, ond zwar so lut, dass sini Muetter fasch es Härzchriesi becho ond d’Händ verrüehrt het. De Peter het das gseh ond grad no lüter töbet. Ond d’Muetter hets met der Angscht becho ond de Peter id Arme gno, ond aune gseit, dass de Peter ned müesi go bade, wenn är de öppe ned wöu. Ond de Peter het dezue tränerüehrig gschlochzet, so dass aui igseh händ, dass mer de Peter ned cha zom Bade zwenge.
Ond so het de Peter wörkli nie müesse bade.
Aber aui om en ome händ witerhen täglech badet, ond so eschs sowit cho, dass de Peter, wo ebe nie badet het, de met der Zit agfange het schmöcke.
Ond es paar Woche spöter het er rechtig gschtonke wiene aute Chäs.
Ond nochli spöter händ aui nome no d’Nase grömpft, wenn de Peter uftoucht esch. Wöu, die wo badet händ, die händ de öppe guet gschmöckt, dass ebe de Peter ned badet het. Ir Schueu händs ne agfange mobbe.
Met der Zit het mer ne sogar omen Egge ome gschmöckt, so dass emmer aui dervo send, wenn de Peter cho esch.
Am Schloss het de Peter ke einzige Frönd me gha.
Do esch de Peter obertruurig gsi.
Ond ersch no ganz elei, är hets aso ned emou me chönne öpperem verzöue, sis Lid.
Sogar d’Muetter het ne nöm id Arme gnoh, sondern nome no vo wit grüeft, dass de Peter ned müesi bade, wenn är ned wöui bade.
Aber s’Schlemmschte för de Peter esch gsi, das ous Vreneli nöm met em gredt het, wöu s’Vreneli esch jo früener mou sis Schueuschätzli gsii.
De Peter het nome no grännet. Aber es wärem oms verrode nie zenn cho, dass är chönnt go bade, wie au die andere.
Zo dere Zit het i Noseland no en aute Drache gläbt, wo aber no rechtig röschtig gsi esch ond jede Tag no en Usflog gmacht het. Wenner is Lozärner Land gfloge esch, hets emmer guet nach Öpfu ond Beere gschmöckt, im Bärner Land nach feinem Ämmitauer, im Basuland ond im Frecktau nach frösche Chriesi, aber jedesmou, wenner rechtig Bade gfloge esch, hets emmer meh agfange nach emene aute Mescht stenke. Met der Zyt eschs so schlemm worde, dass är sech het müesse met em einte Flögu d’Nase zueha, dass är ned ohnmächtig worde esch. Da esch natürli eklig gsi, wöu är de im Chreis omegfloge ond fasch nöm vo Bade wäg cho esch.
Woner de eines Tages het müesse notlande ond z’Fuess öbere Sonnebärg het müesse chraxle, bes är de Gschtank nöm gschmöckt het, eschs em z’Bont worde. Är het sech zwe risigi Stei id Nase  gschteckt ond esch de Grond vom Gschtank go sueche.
Woner de Peter gseh het ond sicher gsi esch, dass de gschoud esch, esch är of ne abe gsuust, het ne met sine Riisechraue am Hömli packt ond esch dervo gfloge. Der Peter het fasch id Hose gmacht vor Schess.
Der auti Drache het natürli gwösst, was mer i somene Fau muess mache ond het dr Peter oberhaub vor Stadt id Limmat grüehrt, det wosi rechtig schrisst. De Peter het eso heftig müesse strample ond schwemme, dass är debi ganz suuber worde esch. Ersch det, wo höt d’Jogi stoht, het sech de Peter met letschter Chraft as Ufer chönne rette.
Zuefäuig esch grad s’Vreneli dete verbi cho of em Wäg id Schueu. Wosi de Peter det so nass het gseh legge, eschsi natürli verschrocke ond sofort zuenem gschpronge zomem häufe. Wosi näbem ghuuret esch ond em d’Bagge tätschlet het, het si natürli sofort gmerkt, dass si sech nöm het d’Nase müesse zueha. Öberglöcklech, dass dr Peter nöme stenkt, het si gjuchzet vor Fröid, ond wo de der Peter no d’Ouge uftoh het, het si nem grad es risigs Möntschi gäh.
Wos im Peter weder besser gange esch, send si zäme id Schueu ond det send ou of einisch aui weder ganz andersch gsi zom Peter, wöu är jo nöme gschtonke het.
Zobe het sech de Peter nomou de ganz Tag dore Chopf lo go, bevor d’Mueter s’erscht mou sed Johre weder esch cho guet Nacht säge, ne omarmet ond sogar no es Guetnachtgschechtli verzöut ond em es Guetnachtmöntschi gä het. Megaglöcklech esch är igschlofe, wöu ne ändlech aui weder gärn gha händ.
Am andere Morge esch de Peter e Haubstond früener uf aus normau ond grad zersch go bade. Ond das het är ir Zuekonft jede Tag so gmacht ond läbt höt no mit sim Vreneli glöcklech ond z’frede ir Chronegass.
So chonnts das Bade emmer no Bade heisst!


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