Mittwoch, 30. April 2014

Dienstag, 29. April 2014

Tag 33: Das Galgechappeli 4 - Der Mann mit der Laterne

Weiter geht's mit Schauergeschichten rund ums Galgechappeli. Diesmal wieder mit Richard Schönbächlers persönlich gehörten Sagen. Die Geschichte mit dem Mann mit der Laterne habe noch sein Vater erlebt!

Montag, 28. April 2014

Tag 32: Das Galgechappeli 3 - Das Todesurteil


Das Galgechappeli diente, wie es der Name verspricht, als Hinrichtungsstätte, dass es einen dort hie und da schauert, ist wohl klar! Karl Hensler klärt auf:

Sonntag, 27. April 2014

Tag 31: Der Wiener aus Ingenbohl


So... offiziell bin ich jetzt in den Ferien, und zwar in Wien! Hier war ich schon 2010 als Schlatter Unterwegs!
Der Blog wird natürlich weiter geführt.

Wir starten mit Josef Justus Niederöst, geboren anno 1738 in Ingenbohl.
An einem Sonntage ging ebendieser ins Dorf. Wie er nach Hause kam, fand er das Elternhaus verschlossen und legte sich auf den Heustock, um niemand zu wecken.
Kaum hatte er sich hingelegt, öffnete sich die Stalltüre und ein Haufen in der Umgebung bekannter Bettler und Bettlerinnen trat ein. Sie ratschten und tratschten bis die Greti rief: 'Wo wämer hi?' und alle antworteten: 'Nach Wien!' Greti rührte in ihrem Hafen und alle murmelten: 'Obe use und nienä a, i wet i wär z'Wien bi's Zilli's Ma!'
Josef sprach diesen Vers oben im Heustock mit und fand sich am andern Morgen mit den Bettlern in einer Grossstadt. Diese wunderten sich über seine Anwesenheit in seiner Sonntagspracht! Josef schämte sich der Bettler und ging seines Weges. Natürlich wusste er nicht, wo er war, irrte staunend in den Riesenhäuserschluchten herum und sprach schliesslich einen Polizisten an: 'Wo isch au hie?'
Der Polizist antwortete: 'In Wien!'
Er nahm die Personalien von Josef auf, führte ihn auf die Wache und schrieb schliesslich nach Ingenbohl um Reisegeld für den verwirrten Josef. Sie waren sehr freundlich zu Josef und gaben ihm Unterkunft und Unterhalt. Aber bald wurde es ihm langweilig in der grossen Stadt, weil er weder Wiesen noch Kühe sah und keine Jauchzer hörte, selbst die Mädchen waren anders als zuhause!
Endlich traf ein Wechsel aus der Heimat ein und Josef konnte überglücklich nach Hause reisen.
In Zukunft wurde er der 'Wiener' genannt!

Ingenbohl und Wien sind übrigens wirklich miteinander verbunden und zwar durch das Schwesternheim St. Josef, dem Kloster Ingenbohl der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz.


Samstag, 26. April 2014

Tag 30: Galgechappeli 2: Das Wimmern

Ums Galgechappeli gibt es verschiedene Geschichten: geisterhaft, unheimlich, beängstigend!
Karl Hensler -ein ausgewiesener Meinrad Lienert Spezialist- zeigte mir das Galgenchappeli und erzählte mir Sagen rund um diesen mystischen Ort.
Karl Hensler über das Wimmern beim Galgechappeli

Freitag, 25. April 2014

Tag 29: Das Galgechappeli 1

Mit Karl Hensler war ich am Mittwoch unter anderem beim Galgechappeli. Der Name verrät schon, wohin die Reise geht!

Mehr in Galgechappeli 2... soon!

p.s. in Einsiedeln werde ich wiedererkannt... sogar im Brauereigetränkemarkt: manchmal geht es schneller als man denkt! Gestern noch sagte ich, dass ich das Depot (hier als Schweizer Begriff für Pfand) auf den Bierflaschen wohl kaum einholen werde, heute bin ich schon wieder dort und gestehe, dass ich den Hotelzimmerschlüssel leider erst zuhause in meinem Hosensack entdeckte und deshalb so schnell wiederkehren musste!
Die Velo-Abfahrt nach Richterswil dank neuem Bier zum Teil rasend schnell...

Donnerstag, 24. April 2014

Tag 28: Als die Sagen noch erzählt wurden...

Näher dran an Sagen als heute, kann man kaum mehr kommen: Richard Schönbächler aus Einsiedeln erzählt mir Sagen, respektive erlebte Geschichten, die er noch selber von Vater, Tante und Handwerkern in seiner Jugend gehört hatte.
Der Hafner Fässler auf der Alp

Spannend auch, dass ich Richard Schönbächler indirekt schon mal erwähnt habe, als ich nämlich das erste Mal nach Einsiedeln wanderte, verlinkte ich den Film übers Torfen, dazu hat Richard Schönbächler die Story geschrieben, wie auch für zwei weitere Filme über regionale Geschichte: Das verborgene Dorf (hier gehts um Egg) und Tönis Brautfahrt, Mit Senntenbauern über den Gotthard.
Fast noch toller sind die Gespräche, die wir dann ohne Kamera führen.

Am Abend gehts nach Hause: ich darf jetzt wieder 'Grüezi' sagen, weil ich habe ja gelernt, dass in Einsiedeln ausdrücklich mit 'Guete Tag' gegrüsst wird bis abends um sechs...
Leider merke ich zuhause, dass ich die Zimmerschlüssel meiner tollen Unterkunft, dem Webstuhl, mitgenommen habe. Also gibts morgen früh nochmals eine Fahrt nach Einsiedeln, was ich mit einer kleinen Bierpilgerei verbinden werde: das dunkle Einsiedler schmeckt mir nämlich ausgezeichnet!

Mittwoch, 23. April 2014

Tag 27: Sammeltag

Heute wird Material gesammelt!
Den wunderbaren Morgen nutze ich für eine kleine Velotour rund um den Sihlsee, dank seinen 2 Brücken lässt sich eine schöne 8 fahren: Willerzell - Euthal - Gross - Willerzell - Langrüti (wo ich nochmals unter den Roblosen durch) zurück nach Einsiedeln radle.
Sihlsee
Den Nachmittag bin ich in Einsiedeln mit dem Meinrad Lienert Experten Karl Hensler unterwegs. Wir besuchen unter anderem die Meinradskappelle am Etzel, wo ich auch schon durchgekommen bin, wandeln somit erneut auf Bruder Meinrads Spuren, halten am Galgechappeli, besuchen Meinrad Lienerts Grab und treiben uns rund ums Kloster rum.
Kloster Einsiedeln
Dabei konnte ich vielerlei Sagen videoisieren, teils erzählt, teils vorgelesen aus Lienerts Schriften, der ja nach Meinrad Inglin der zweite wichtige Sagensammler in der Gegend war und nicht wenige Sagen in seinem umfangreichen Mundartwerk be- und verarbeitete.
Zum Band Zürcher Sagen schrieb Lienert ein Vorwort über Sagen, welches Karl Hensler im Video vorliest.

Dienstag, 22. April 2014

Tag 26: Die Herkunft der Schwyzer

Heute reise ich ins Schwyzerland.
Über die Herkunft der Schwyzer existiert folgende Sage (erzählt nach Sagen der Schweiz, Band Schwyz, ex libris, es sollte gemäss meiner Recherche die Version von Meinrad Inglin sein...):

Einst kam es in Schweden zu einer greulichen Hungersnot, bis sich die Schweden nur noch zu helfen wussten, indem sie einen Teil des Volkes zur Auswanderung zwangen. Rund 5000 zogen gemeinsam aus, mit der Absicht einander nie zu verlassen und bis ins ferne Rom zu ziehen, weil sie dessen Wetterl loben gehört hatten. Die beiden Anführer hiessen Swyt und Schej.
Auf ihrem Weg durch Deutschland plünderten sie in purer Wikingermanier alles, was ihnen in die Hände fiel. Kein Fürst mit Heer konnte sie aufhalten. Allerdings verloren sie bei den vielen Kämpfen auch viele tapfere Männer. Zum Glück eilte ihnen ihr furchtbarer Ruf voraus, so dass alle ihnen den Weg frei liessen und sich in ihren Festungen und Städten verschanzten.
Die Schweden erreichten den Bodensee, wo alsbald die Berge als unüberwindliches Hindernis aufstiegen. Die mutigen Schweden liessen sich nicht von ihrem Plan abhalten, schwammen über den Rhein und trieben durch die wilden Wälder über Alpweiden an Bergseen vorbei, bis sie an den Punkt gelangten, wo heute das Salveglöcklein Unserer Lieben Frau zu Einsiedeln ertönt. Als sie aus einem dunklen Tannenwalde traten, erblickten sie zwei gewaltige, turmartige Berge über einem Nebelmeer.
Durchs Wäni hätten die Schweden ziehen können!

Der Nebel riss alsbald auf und gab den Blick auf ein weites, grünes Tal mit einem kleinen, blauen sowie einen grossen, grünen Bergsee frei.
Immer wieder Nebel um die beiden Mythen
Swyt stiess in sein Horn, sein Bruder Schej und alle Schweden eilten herbei und sie stiegen mit ihren Herden ins Tal. Am See hütete ein einsamer Mann die Fähre, doch die Schweden besannen sich um und beschlossen, doch nicht nach Rom zu ziehen, sondern bei den beiden Mythen zu bleiben. An ihrem Fusse trieben sie ihre Speere in den Boden und gelobten, hier in alle Ewigkeit zu wohnen.
Sie liessen sich nieder und lebten friedlich, bis sie dem Land einen Namen geben wollten. Nun gerieten die beiden Brüder in einen heftigen Streit, weil jeder dem Tal seinen Namen aufprägen wollte. Schliesslich sagten sie sich voneinander los und hassten einander nun ebenso, wie sie sich vorher geliebt hatten.
Eines Abends kämpften sie mit den Schwertern und kämpften, bis Schej tot umfiel.
Fortan hiess das ganze Land nach dem Sieger Swyt nun Schwyz!
Später leitete sogar die ganze Schweiz ihren Namen von diesem Brudermordsurteil ab.

(Kein Wunder, verwechseln die gebildeten Amerikaner also die Schweiz und Schweden so oft!)

Mein Tag in Einsiedeln beginnt mit historischen Photobänden und viel Lektüre! Allgemein werde ich verwöhnt mit Hinweisen, welche dann auch weiterführen oder halt versanden wie zum Beispiel im Frauenkloster Au. Sogar das Tourismusbüro öffnet nochmals extra für mich und beantwortet meine Fragen in der Überzeit! Nach einem 'chüschtige Zacht' gibt's nochmals Bücherdessert!

Montag, 21. April 2014

Tag 25: Wie die Schweiz entstand

Heute rede ich nicht von der Entstehung der Eidgenossenschaft sondern von der Basis: wie die Schweizer Berge entstanden.
Ich starte wieder einmal mit J.J. Reithard:

Welch' ein wundersames Leben regte sich an Reuss und Aare. 
Rhein und Rhone, Thur und Tessin, als der Mönch, der
                 wunderbare,
Und der Eiger und die Jungfrau und ein Heer von Riesensippen
Einst erschienen, ausgemergelt, fast zu wandelnden Gerippen,
Aus dem Lande Himalajas, über Stöm' und über Meere,
Kamen sie herangezogen, ohne Flügel, ohne Fähre.

Der Mönch und seine Gefährten sollen dann vom neuen Land friedlich Besitz genommen haben, versprachen dem Volk Schutz vor Stürmen und Gefahren. Die netten Einheimischen liessen die Berge arglos gewähren, glaubten und gehorchten ihnen. Doch wie so oft siegte die Gier: das Volk musste den Schutz der Berge immer schwerer bezahlen! Die Berge plünderten die Einheimischen rücksichtslos aus, entledigten sie der Wiesen, Wälder und Fluren. Was übrig blieb, war zu wenig zum überleben. Schliesslich klagten die armen Pflüger ihr Leid und forderten die Berge auf, dorthin zurück zu kehren, woher sie kamen.
Aber die Berge lachten nur und erwiderten, dass es ihnen hier bestens gefiele wegen der besseren Luft und Weide als im fernen Heime. Sie drohten dem Volke, dass es ihnen die Ochsen nehmen werde und sie in Zukunft sich selber mit Weib und Kindern vor den Pflug spannen müssten.
Die Berge unterjochten die Bauern, welche nun Gott anflehten, dass er ihnen helfen möge. Dieser eilt sofort herbei und winkt: 

Es donnert... Plötzlich starren, statt der lebensfrischen
                    Riesen:
Felsenberge, Firnenhäupter aus dem Grün der Wälder, Wiesen;
Einen Schutzeall, eine Mauer, einen wundervollen Zaun
Zieht die schauerliche Wandlung um die erst bedrängten Gaun.

Die Berge müssen ihr nicht eingehaltenes Versprechen nun im Tode einlösen: solange sich der Bann der Riesen nicht durch die Schuld des Volkes löst, lassen sie vom Land der Schweizer alle Unwetter abprallen!

(Ähnlichkeiten mit aktuellen Ereignissen sind rein zufällig!)
Am 3. Tag war ich in Escholzmatt unterwegs inklusive Seitenblick auf die Riesen!




Sonntag, 20. April 2014

Tag 24: Die Tarnkappe für gute Zwecke

Irgendwo in diesen Bergen könnte es eine Tarnkappe geben...
Die Tarnkappe, wie wir sie im Rosengarten kennen gelernt haben, gab es auch in der Schweiz, nämlich in den Freiburger Alpen, den Link zur Sage der Tarnkappe nehmen wir ab einer Österreicher Website, welche internationale Sagen aus alter und neuer Zeit nach Ländern geordnet präsentiert.

Das Tarnkappenmotiv geht über die Nibelungen hinaus auf die alten Griechen zurück: Hades und Perseus erhielten solche Wunderwaffen geschenkt.
An der Tarnkappentechnik wird ernsthaft gearbeitet, ob sie allerdings die Forderung der Freiburger  Zwerge 'Treibe keinen Missbrauch damit' erfüllen würde, sei hier dahingestellt.
Meine persönliche Tarnkappe, ohne Missbrauch!

Samstag, 19. April 2014

Tag 23: Legenden von Lyon

Gemäss Aussage von meinem Gastgeber sieht man theoretisch de Alpen von Lyon aus, womit wir die Stadt zum Alpenraum zählen mögen, und wir erlauben uns, auf die Legende von Lyon hinzuweisen:  Lucius Munatius Plancus hat die Stadt namens Lugdunum ebenso wie Augusta Raurica in der Schweiz gegründet. Das Zentrum bildete der Hügel Fourvière, auf dem heute eine Basilika thront, wegen seiner vier Türme auch der umgedrehte Elefant genannt.

Fourvière... Pariskopie? 
Waren in Rom Wölfe mitverantwortlich für die Stadtgründung, so leisteten in Lyon Raben ihren Dienst, auch andere Ähnlichkeiten in der Gründungssage können so interpretiert werden, dass die Römer bewusst der neuen Gallischen Hauptstadt einen würdigen Mythos andichteten.

Unterwegs treffen wir wieder einmal unseren unermüdlichen Drachenjäger, den St. Georges:
Hoch zu Pferde piekst Georg den Drachen
Ziemlich typischer Lyon dürfte Blandina sein, welche als frühchristliche Märtyrerin erdolcht werden musste, weil sie Folter, Feuer, wilden Stieren und anderen abscheulichen Methoden widerstand.
 
Auch Löwen scheinen Blandina nichts anzuhaben

Freitag, 18. April 2014

Tag 22: Die Escalade in Genf

Alle Jahre findet in Genf die Escalade statt, ein wichtiges alljährliches Fest, wobei der Sieg gegen Savoyen von der Nacht vom 11. auf den 12. Dezmeber 1602 gefeiert wird. Rund 200 Feinden gelang es die Stadtmauern zu erklimmen (escalade = klettern).
Solche Mauern mussten überwunden werden
Besonders hervor getan habe sich Mère Royaume, die in den Gassen Genfs einen Topf voller heisser Suppe auf einen savoyischen Soldaten fallen liess und ihn somit erfolgreich erschlug. Traditionellerweise gehört heute noch eine deftige Gemüsesuppe zum Fest.

Unser liebster Verseschmied J.J. Reithard würdigt das Ereignis folgendermassen, er beschreibt wie die Savoyen unter Herzog Karl Emanuel anrücken und in der Nacht heimtückisch vorgehen. Die Vorhut von 200 Mann macht sich auf den Weg:

Bewehrt mit Büchs und Säbeln doch
Vor allem aus mit Leitern;
Und jeder trug die Nase hoch:
'Das Ding kann gar nicht scheitern!'

Weiter beschreibt Reithard, wie die Kletterer in die mucksmäuschenstille Stadt eindringen und nur einen scharchenden Wächter vorfinden. Doch bei der Pforte, die sie ihrem Heer öffnen wollen, sind noch zwei wackere Genfer am löten.

Ob an diesem Tor gelötet wurde?
Der savoyische Offizier befürchtet, dass das Heer noch nicht bereit stehe und scheut den Kampf und somit die mögliche Entdeckung. Er heisst seine Mannen in einen Graben hinunterzusteigen. Einer muss dabei zuviel Lärm gemacht haben, jedenfalls hörte einer der Trunkenbolde seltsame Geräusche und stürmt mit seiner Laterne zur Gosse, worin er das Blinzeln der Rüstungen sieht. Wie er sich entdeckt sieht, befiehlt der Savoye den Angriff, doch die beiden Wächter sind noch flink genug, in den Turm zu flüchten, das Gatter rechtzeitig runter zu lassen und mit dem Lärmhorn Alarm zu blasen.

Ein mögliches Lärmhorn
aus Wikipedia: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mendel_I_054_v.jpg
In solchen Gassen wurde wohl gekämpft
Die aus dem Schlaf gerissenen Genfer Bürger drängen die Eindringlinge an den Wall, wo sie wieder hochklettern, aber nicht mehr runter können, weil ein treffsicherer Büchsenmacher die Leitern weggeschossen hatte.
Den Savoyen bleibt die Wahl im Kugelhagel zu sterben oder sich in die Tiefe zu stürzen.
Der Herzog vor der Stadt deutet den Lärm als Siegeszeichen, bis ihm seine Vorhut zu Füssen platscht. Frustriert kehrt das Savoyer Heer um.

Ein zweiter Kletterversuch wurde nie mehr unternommen.
 
 

Donnerstag, 17. April 2014

Tag 21: Sagen Jagen

Heute besuche ich Dave Gilgen, ganzjährig angestellter Schauspieler beim Historischen Museum in Luzern. Die öffentliche Vorführung von 'Sagen Jagen' findet -nur zu meinem Glück- mit einem einzigen Zuschauer statt: nämlich mir!
Somit können wir auf das Filmische hin arbeiten und ich darf auch mal nah ran, das ginge weniger gut, wenn ich damit ständig den Zuschauern vor der Nase rumwedelte...
Wir sprachen unter anderem auch über das Konzept, das dieser Theatertour zugrunde liegt:

Die ganze Sage vom Uristier -erzählt von Dave Gilgen- wird zu einem späteren Zeitpunkt als Video veröffentlicht!
Text: Heinz Horat, Manuel Kühne
Regie: Manuel Kühne
Produktion: Historisches Museum Luzern 2013



p.s.  das kurzfristige Ziel -siehe gestern- ist erreicht: die technische Panne ist behoben!



Mittwoch, 16. April 2014

Tag 20: 20 Tage im Blog - eine Zwischenbilanz

Zuerst die Geschehnisse: 

Ich starte in Engelberg an der Klosterpforte.
Hier gehts zur Klosterpforte
Am Empfang werde ich auf ein  Buch von Mike Bacher aufmerksam gemacht, das ich sogleich kaufe und den ersten Tipp erhalte: die edition höchli ist um die Ecke.
Neuer Stoff und Alter in neuem Gewand
Ich werde eine Türe weitergeleitet und stosse auf die routinierte Sagenerzählerin Annie Infanger. Wir finden problemlos ins Gespräch und vereinbaren ein längeres Treffen für Mai, wenn ich wieder nach Engelberg fahre.

Die Wanderung führt mich den Fluss runter, am Stausee vorbei schliesslich die steile Schlucht den Wildstrubel hoch. In die frühlingsurchigen Wälder lassen sich durchaus unheimliche Geschichten denken.
Ein zufriedener Wächter!
Hier oben sollte ich gemäss meiner Wanderanleitung auf das Arniloch treffen. 
Die einzige Entdeckung, die mich an eine Höhle erinnert
Wenn ich aber die Sage genau lese, so wird es sich wohl um das falsche Loch handeln... es müsste mehr um das Goldloch gehen, dessen Eingang auf der Alp oben liegen muss. Leider ist die Alpsaison noch nicht eröffnet, weshalb ich niemand finde, der mir Auskunft geben kann. Das werden wir im Mai klären.
Später stosse ich auf die Pfaffenwand unterhalb des Pfaffengletschers, wo der Sage nach ein ungemein starker Mönch des Klosters eine Wette um die Alp Trübsee einging. Er könne ein Salzfass vom Tal auf den Jochpass tragen, ohne einmal zu ruhen. Kurz vor dem Ziel stiess er auf eine Quelle. Als er trank, brach er tot zusammen. Er wurde dort, am Pfaffenhaufen, begraben. Sein Geist aber sei im Gletscher und den Klüften des Joches gebannt. Bisweilen werde der 'Pfaff geschäftig', es tose, rumore und krache und wenn ihm jemand zurufe: 'Pfaff, wirf Steine!', so müsse dieser sich schnell in Schutz bringen.
Der jähe Felsabsturz in der Gegend heisst noch heute Pfaffenwand.
In der Mitte die Pfaffenwand

Jetzt zur Zwischenbilanz: 

Präsidenten werden nach 100 Tagen im Amt zur Rechenschaft gebeten, bei 105 Tagen Blog wäre dies wohl zu spät. Deshalb suche ich mir jetzt ein paar Fragen, die bei solchen Gelegenheiten gestellt werden.

Womit haben Sie sich in den ersten 20 Tagen am meisten beschäftigt? 
Mit dem Einstieg. Es ging darum, erste Erfahrungen su sammeln, was funktioniert und was nicht. Ich habe vor allem recherchiert, gelesen und Adressen von Sagenkennern gesammelt.

Was lieben Sie an Ihrem Job so sehr?
Da wäre das Wandern in den noch jungen Jahreszeiten bei strahlendem Wetter, aber auch die Begegnungen machen Spass, selbst wenn es bei einem Fünfminutengespräch bleibt.

Wie sind Sie im Projekt unterwegs?
Eine erste Phase neigt sich dem Ende zu. Ich kann jetzt mit den Regionen Einsiedeln, Vierwaldstättersee und Engelberg mein Kerngebiet einkreisen und habe die nötigen Kontakte geknüpft, um bei den in nächster Woche und im Mai folgenden mehrtägigen Aufenthalten viel interessantes Material sammeln zu können.

Wie hat sich Ihr Tagesablauf verändert?
Mein Tagesablauf wird nicht mehr durch Pflichttermine beeinträchtigt, weshalb ich selbstgesteuert mein äusserst vielseitiges Flohnerleben geniessen darf. Es gibt keine Regelmässigkeiten mehr.


Wie ist die Realität in Bezug auf den Zeitaufwand? 
Der Zeitaufwand ist natürlich hoch, die Arbeit begeistert mich auch und macht nahezu süchtig. Der Vorteil ist aber, dass ich die Arbeitszeit besser komprimieren und anders verteilen kann als normalerweise.

Wo liegen die grössten Herausforderungen in der Zukunft?
In der nächsten Zukunft gilt es immer noch die technische Panne vom zweiten Tag in Schötz zu beheben: mein Richtmikrophon muss wieder aufgeschraubt werden können. Weiter werde ich mich hüten müssen, mich in der Vielzahl der bald kommenden Materialien nicht zu verlieren und diese -noch- diffuse Masse erfolgreich zu modellieren.

Nach 20 Tagen im Blog: würden Sie das Gleiche wieder tun?
Natürlich würde ich nicht das Gleiche nochmals tun, aber Projekte in diesem Stil werde ich sicher auch später wieder in Angriff nehmen!

Dienstag, 15. April 2014

Tag 19: Knödel im Oetztal

Ein weiteres Mitbringsel aus dem Tirol. Diesmal endlich eine Sage ohne Blutvergiessen und trotzdem nicht nur leicht verdaulich...
Gerhard Prantl erzählte mir diese Geschichte, die sich vor noch nicht so langer Zeit zugetragen haben soll!

Montag, 14. April 2014

Tag 17: Die Sage von der Entstehung Noselands oder 1. Reserve

Die Welt ist nicht perfekt, Web nicht überall zugänglich und ich nur 70% angestellt... darum greife ich in diesem Post zur Reserve (und habe Noseland ausgrufen).

We Noseland entstande esch

Det wo höt Noseland esch, esch vor ned langer Zit no normaui Wäut gsi, aso met andere Wort döschters Metuauter, e hemutruurigi Sach.
D’Bou-Gschäft händ dervo tröimt, di letschti Wese z’verboue, äntwäder e risigs Hochhus oder e achtspurigi Outobahn, dronder louft nüt. D’Arbeitgäber händ de Arbeiter de Lohn dröckt, wos händ chönne ond händ glichzitig sech säuber die no grössere Boni uszaut. S’het ganz vöu Lüt  gä, wo ned gnue z’Ässe gha händ ond vöui Chend händ kes Dach öberem Chopf gha.
Niemer het sech trout öppis z’säge, wöu jede gnau gwösst het, dass är sösch si Job verlürt, shet jo gnue gha, wo arbetslos gsi send ond de Job gärn gmacht hätte. Ond wemmer i dere Wäut ke Job me gha het, de esch mer niemer me gsi. D’Lüt händ agfange d’Ouge zuztue, Grend abe ond schaffe, händ velech hi ond do no d’Fuscht im Sack gmacht ond sösch händs of zobe gwartet, om sech vor de Färnseh zlegge oder of die nöchschte Ferie, wo si eri grossi Freiheit amene Strand wit ewäg verschlofe händ. Met der Zit händs ned emou me tröimt oder höschtens no vom nöischte I-Phone oder ergend emene App, wo eh niemer wörkli brucht het. Di meischt Ufregig hets no gä, wenn si of dr Outobahn im Stou gschtande send, oder wenn d’Nationaumannschaft weder emou e Seich zämetschuttet het.
Di meischte händ aber gar ned gmerkt, dass es ene so ned rechtig wou esch, si händ jo gar ke Zit gha, s’zmerke, si send jo emmer vou im Stress gsi, wöu ou ir Freizit het mer sech ständig müesse bewise, dass mer der Gröscht, de Schönscht ond de Bescht esch. Ond de het emmer jede s’Gfüeu gha, är müessi Party mache ond sech oms verrecke vergnüege bes zom äne use. Dass glichzitig ganz vöu Lüt musarm gsi ond verhongeret send, het mer ned dörfe zuegä, oder de het mer haut ir Chele es Zwänzgi abeglo oder ir Terre des Hommes öppis gspändet zom s’schlächte Gwösse z’beruhige.
Ond d’Chend, die händ gar nüt anders kennt. Die händ gmeint, es seg normau, dass d’Wäut imene Monitor ene stecki ond dass mer aues met emene Joystick chönni mache, die händ jo nömme dosse dörfe go spele, ond wenns no dörfe hätte, so hets scho lang ke Plätz me gäh, wos de wörkli Spass gmacht hät.
Aber de König vo Noseland, de het sech no möge a sini Chendheit erennere, dass är emmer am Bach onde omegsecklet esch ond im Waud het chönne go Waudhöttene boue. Ond är het sech ou möge erennere, dass är glert het, dass mer niemer set lo verhongere.
Woner de sis Land g’erbt het, het är fasch echli es schlächts Gwösse becho, dass jetz das em elei söu si. Ond de het är sech gseit, är düei jetz Noseland grönde, ond de het är sim Boumeneschter gseit, dass ab sofort nüt me boue wird, ond är het gseit, dass d’Arbetgäber of Noseland ke schlächbezauhti Arbet me dörfe abüte. Ond är het igfüehrt, dass wemmer of Noseland chonnt, dass mer de gratis öppis z’ässe bechonnt. Ond är het de Lüt gseit, sie söue weder echli tröime!
Ond scho gli het är ganz vöu Meneschter gha, wo ghoufe händ, das Land z’regiere. Ond schinbar machesis guet, oder het öpper do enne mou ghört oder gläse, dass of Noseland armi Lüt gäb, dass es es ongrächt regierts Land seg, dass Noseland es Schoudeproblem heig oder sösch ergend en Skandal.
Aso mer esch ämu nüt bekannt. Im Gägeteiu, s’get emmer meh Lüt, wo wänd Noseländer wärde!

Samstag, 12. April 2014

Tag 16: Die Rosengartensage

Krumau ist eine wundersame Stadt, wie im Märchen, ein Art Mini-Prag, aber halt definitiv nicht mehr im Alpenraum, weshalb ich mir heute Sonja Steger -die Südtirolerin aus der Reisegruppe- packe und mir ihre Lieblingssage erzählen lasse: König Laurin und sein Rosengarten. Die Dolomiten sind eine der schönsten Alpenregionen.

Der Zwerg Laurin soll übrigens von Dietrich von Bern überwunden worden sein.

HIER findet man noch mehr Sagen aus den Dolmiten.

Freitag, 11. April 2014

Tag 15: Die Switzzer

Gestern fuhr ich via Mals im Südtirol nach Längenfeld ins Tirol.
 

Mals von oben
Die folgende Sage erleuchtet mir, wieso mich mein Malser Kollege ins seinem durchaus schwierigen Vinschgauer Dialekt manchmal 'Switzer' nennt, was mich in seiner Aussprache an schwitzen erinnert.

Es soll nämlich so gewesen sein, dass Karl der Grosse, nachdem er 806 die Sachsen besiegt hatte, Tausende in die verschiedensten Gegenden seines Reiches verbannte. So auch einige ans obere Ende des Zugersees, dort wo heute Arth ist. Dieser Ort sollte Karl als Wächter dienen, wenn er durchs Urital und über den Gotthard in die Lombardei und nach Italien ziehen wollte.
Die Sachsen versprachen ihm ihre Treue und sagten in  ihrer Mundart: 'wir wellen hie switten', was wirklich heisst, wir wollen hier schwitzen und zwar den Blutschweiss, um des Kaisers Weg zu sichern.
Deshalb nannten sie die Römer zuerst die 'Switter', auch die 'Switzer' oder 'Switenses' und Karl der Grosse habe ihnen das rote Blutpanner als Feldzeichen übergeben.

Ich bin ja unterwegs, und ehrlich gesagt: nicht wegen den Sagen, sondern auf Egon Schiele-Tour, das heisst wir sind heute via Linz nach Krumau in der Tschechei mit der Pro Vita Alpina aus Tirol/Südtirol gefahren.
Endlich mal im Böhmischen Wald, von dessen Märchen und Sagen ich schon oft las...

Tag 14: Was Benedikt Fontana in Mals verlor...

Mein Weg führt heute via Zernez, Nationalpark und Ofenpass durchs Val Müstair nach Mals, das früher mal zur Schweiz gehörte, heute zum Sütirol.
Benedikt Fontana ist fürs Bündnerland was Winkelried für die Innerschweiz. Er starb seinen Heldentod 1499 im Schwabenkrieg in der Schlacht bei Calven auf der Malserheide. Das sind zwar nicht genau die gleichen Fluren, die Schweizer sollen aber wieder einmal listig gewesen und rund um die Berge gelaufen sein, um die Feinde einzukesseln.
Im Moment tobt im Calvenwald eine Schlacht der andern Art
Ich starte mit J.J. Reinthard:
Dort auf der Malserhaide
Liegt ein Graubündnerheld,
Der schuf mit scharfem Schneide
Aus ihr ein Erntefeld;
Dort stritt er fürs bedrohte,
Geliebte Vaterland
Und sah vor seinem Tode
Noch, wie es frisch erstand.

Und so kam es dazu:
Die Bündner stritten mit den Österreichern und waren zur Schlacht bereit, doch das Zürcher Kommando zögerte, wogegen Benedikt Fontana erkannte, dass es nur noch ein Vorwärts gab und auf die Wälle stieg um den Angriff anzuführen. Dabei wurde er von einem Speer durchbohrt. Er soll sich die Lanze selber herausgerissen und die bluttriefende Wunde mit der linken Hand zugehalten haben, während er mit der rechten Hand noch manchen Gegner erschlug. Doch der Blutverlust schwächte ihn und er begann zu wanken bis er entkräftet niedersank und seinen Heergefährten zurief:
Lasst euch nicht irren, Brüder!Des einen Mannes Fall!
Das taten die Bündner und warfen ihre Speere in die entstandene Lücke, setzten mit den Schwertern nach und besiegten die Österreicher, während Benedikt Fontana seinen Wunden erlag. 5000 Feinde sollen auf dem Schlachtfeld liegen geblieben sein, was aber Benedikt Fontana nicht mehr zum Leben erweckte. Nur sein Mut und sein bündnerisch-eidgenössischer Freiheitsdrang überlebten.
Blick über die Malserheide
Der Sage nach wurde das Schwert von Benedikt dem Fluss übergeben, dass es niemand finde!
Man suche das Schwert
 

Mittwoch, 9. April 2014

Tag 13: Die Sisiger kennen weder Gespenst noch Zauberbuch

Von Flüelen wandere ich über den Weg der Schweiz dem in der Morgensonne glitzernden Vierwaldstättersee entlang. Meistens flach, mal rauf, mal runter, meistens zwischen tiefen Wassern und schwindelerregenden Höhen, leider immer wieder der stark befahrenen Axenstrasse entlang.
Blick zurück
 Natürlich werde ich hier wieder vom Tellen eingeholt!

Grimmiger Held (Statue bei Hotel Tellsplatte)
Der Weg führt runter an der Tellsplatte mit Tellskapelle vorbei, welche leider die ganze Tellsplatte überbaut hat. Oder stellen Sie sich so eine Platte vor?
Die Tellskapelle wird von vier Gemälden geschmückt, die die Tellensage -DEN Schweizer Mythos- im Zeitraffer zeigen.
Gemälde zum Tellsprungmythos
Weiter gehts nach Sisikon. Wiederum kreuzen wir den Jakobsweg.
Hinweis auf den Jakobsweg (Schweizer Abschnitt)
Hier suche ich wiederum vergeblich nach Leuten, die mir die Sage vom Gespenst im Dorni oder die vom gefährlichen Zauberbuch erzählen könnten, nicht mal davon gehört hat jemand. Ich selber habe sie im Band 'Schwyz' der Sagen der Schweiz gefunden.
Immerhin können einige die ungefähre Richtung zum Dorni weisen:
Blick hoch in Richtung Dorni
Wie so oft wird mir mehrmals der gleiche Name genannt: DER werde sich sicher mit Sagen auskennen. Zum Glück hat derjenige Markus Fischlin eine Homepage, wo sich prompt unzählige Sagen von Sisikon finden, nur eben nicht diejenigen, die ich suche, aber immerhin solche, die mir unbekannt sind....
Eigentlich wäre im Plan gewesen, weiter nach Brunnen zu laufen, da der Weg der Schweiz jetzt aber höher hinauf strebt und noch drei Stunden Marsch anständen, beschliesse ich, dieses Teilstück in naher Zukunft zu beschreiten, wenn ich in der Nähe im Hotel übernachten werde.

Dienstag, 8. April 2014

Tag 12: Schlechtwetterprogramm - endlich im Kern der Alpen

Ich besuche das Forum Schweizer Geschichte in Schwyz und schaue mir die Dauerausstellung zum Thema der Entstehung der Schweiz an. Mit andern Worten greife ich nach der historischen Perspektive der Sagenwelt des eidgenössischen Alpenraumes, obwohl ich eigentlich all die eidgenössischen Heldensagen nicht in den Vordergrund stellen möchte -sie sind nun halt mal da!

Die drei Stöcke des architektonisch interessanten Museums habe ich dann bald erwandert:
Tolle Wände im Haus!
Angesichts meiner langjährigen historischen Bildung erfahre ich nicht viel Neues, dafür gibt es für mein Thema Sagen vereinzelte Spuren -was ich allerdings auch so erwartet habe.
Es kommt zu einer Wiederbegegnung mit dem heiligen Georg, der scheinbar überall Drachen tötete (ihn habe ich in der Freien Republik Schwarzenberg vor 4 Jahren getroffen als Schlatter unterwegs, einem 100tägigen Blogabenteuer, man sieht: ich steigere mich mit den prognostizierten 105 Tagen - dies in einer Welt, die nach immer mehr schreit...).
Für die Wahrhaftigkeit mag es eine Rolle spielen, dass zwischen Georgs eventuellen Leben und den ihm zugeschriebenen Drachengeschichten 800 Jahre liegen!
Eine weitere legendäre Gestalt ist Friedrich I., besser bekannt als Barbarossa, er soll ja immer noch im Kyffhäuser schlafen.
Barbarossa mit seinen zwei Söhnen
Natürlich treffe ich noch auf die echte Teufelsbrücke aus der Schöllenenschlucht (mal sehen, ob wir die noch in Natura anschauen werden im Laufe des Projektes). Sie hat im Gegensatz zur anderen Teufelsbrücke ihren Namen wirklich vom Teufel.
...so wird die Teufelsbrücke dargestellt...
Last but not least stosse ich unweigerlich auf DEN Urmythos: Wilhelm Tell, unser aller Schützenvater, unser Superheld der Nation, der eventuell gar nie existiert hat. Immerhin hat das Weisse Buch von Sarnen überlebt. Leider wurde dies erst 1470 - 1472 geschrieben, die Sage hatte also 179 Jahre Zeit, weitererzählt zu werden, womit einige Übertreibungen oder Änderungen einhergegangen sein mögen.
In diesem Buch stehen die ersten Befreiungssagen...
Interessant finde ich die museumspädagogische Umsetzung mit neuen Medien, Film und interaktivem Fotoposten für Kinder. Insbesondere begleiten einen nette Damen, die vier Sprachen auf Knopfdruck beherrschen und zu jedem Stock ihre charmante Einführung geben.
Virtuelle Führerin in Lebensgrösse

Montag, 7. April 2014

Tag 11: Die Sage von der Froburg ob Olten

Diese Sage fand ich in einer weiteren Sagensammlung 'Schweizer Sagen und Geschichten' von J.J.Reithard.

Ich nehme sie hier auf, weil wir -die Projektanten- in der ersten Woche dieses Weiterbildungssemesters in Bad Ramsach hausten und unter anderem zur Froburg gewandert waren. Dazu bin ich jetzt nochmals an die äusserste Alpenraumgrenze zurückgeschnellt: hinten runter sieht man ins Baselland... vorne aber sieht man die Alpen (heute halt ganz verschwommen) in der Ferne.

Diese Burg ob Olten hat ihren Namen vom Fron, dem altdeutschen Wort für HERR, gleichgestellt dem Gott-Vater!, was durchaus die später folgende Sage erhellt!
Ziemlich trotzig - ziemlich herrisch!
8 Kleinstädte sollen die Froburger gegründet haben, darunter Aarburg, Zofingen und Olten. Weil dann 1422 die Oltner Kirche, und somit auch die Oltner Archive verbrannten, ist kein Dokument erhalten aus Froburger Zeit. Der letzte Froburger soll gemäss Sage bei der alten Brücke zu Olten vom Blitz erschlagen sein worden, in Tat und Wahrheit ist der letzte Vertreter des Geschlechts 1367 als Abt zu St. Urban entschlafen.

Leider habe ich vor 8 Wochen keine Fotos mehr geklickt, weshalb ich heute -nach einem vielversprechenden Businesslunch- auf den Hauenstein fahre und von dort über die Jurahügel zur Fronburgruine laufe.

Doch zur Sage -gefunden in Versform by J.J. Reithard anno 1853:

Der Burgherr sass im Rittersaal
Um ihn die Spiessgesellen
Vor jedem stand ein Goldpokal,
Die Leber zu verschwellen;
Mit gold'ner Kann' ein eig'ner Schenk
War da für jeden ein Becher,
Und heiss und süss, wie das Getränk,
Ein Weib für jeden Zecher.

Wir sind also wieder mal bei der Gier und der Ausschweifung gelandet, nur ist die Jungfer diesmal schon im Bett und die anwesenden Weiber weniger keusch.
Ich fasse nun zusammen:
Die Orgie geht ihren Lauf in grosser Hitze bis ein Diener meldet, dass die 'Zehnt- und Zinser' aus Olten kommen. Die gierigen Ritter und Dirnen eilen zu den Fenstern und bestaunen den langen Zug von Olten zur Froburg hoch.
Hier hätte der Oltner Zehnt- und Zinsenzug hochkommen können


Hämisch lacht der Graf ins Tal angesichts der Reichtümer, die hochgeschleppt werden und ihm zu weiteren Orgien dienen. In dem Moment zischte ein gelber Strahl hernieder, Gespenster schienen den Saal einzuraunen, die 'Türme knarrten schrill und schauerlich die Fahnen'.
Die Ritter und Dirnen schwiegen kurz und setzten ihr Treiben fort bis das Schloss donnernd wankte und mit Mann und Maus versank.
Blick auf die versunkene Froburg
Ich nehme den Rückweg der Zehnten- und Zinsknechte nach Olten.

Sonntag, 6. April 2014

Tag 10: Back to my roots: Die Sage von meinem Hügeliloch in Schöftland

Wieder einmal haben wir es mit einer luxussüchtigen, eitlen und habgierigen Jungfrau zu tun,  dazu ist sie erst noch eine Adelsdame.Wir befinden uns in den Zeiten, als beim Hügeliloch in Schöftland einst ein Schloss stand.
Die Jungfer soll trotz ihrer Schönheit bei der Bevölkerung nicht beliebt gewesen sein. Einmal wollte ein armer Mann sie als Taufpatin für sein Neugeborenes gewinnen und ging mit ihm aufs Schloss. Schon läuteten die Kirchglocken, doch die Jungfer war noch mit ihrer Schminke beschäftigt und konnte sich unmöglich vom Spiegel wegreissen. Als sie eine Magd mahnte, dass es schon zum dritten Male läute, fluchte sie: 'Soll es läuten in Teufels Namen!' und nahm widerwillig das Baby in die Arme um sich auf den Weg zu machen. Als sie unten den Steg beim Hungerbach erreichten, hörte das Kirchenläuten auf und sie wusste, dass sie zu spät kämen. Hätte sie nun mit dem Bauernkinde auf dem Arm die Kirche betreten müssen, hätte man sie wohl für eine Dirne mit einem unehelichen Kinde gehalten. Sie velor die Contenance, warf das Kind in hohem Bogen in den Bach um dieser Schande zu entgehen und stapfte wieder zum Schloss hoch. In diesem Moment verdunkelte sich der Himmel als ob es Nacht werden wollte und es begann unheimlich zu krachen. Als die Leute nach dem Sturm zum Schloos hochgingen fanden sie nur noch eine Ruine. Die Jungfer blieb verschwunden.
Man munkelt, dass sie heute noch im tiefsten Verlies des Schlosses schmore und auf ihre Erlösung warte. Auf einen potentiellen Erlöser warte eine Truhe voller Gold, welche von der Jungfer und einem scharzen Hund bewacht werde.


Aber ehrlich gesagt... zurück zu meinen Wurzeln? Das Hügeliloch war im Unterdorf... ich im äussersten Oberdorf aufgewachsen. Da lernst du das Hügeliloch erst spät kennen, vielleicht erst, wenn du weg bist, ausgeflogen. Wenn ich mich richtig erinnere, so hörte ich die Sage erst, als ich schon lange Schule gab, also so um die dreissig... Ich werde also in Zukunft viel mehr Geduld für all die Menschen aufbringen müssen, die ich unterwegs treffe und die mir keine Sage aus ihrer Region erzählen können.

Ich entdecke in meinem hohen Alter heute noch eine zweite Version der Sage!

Samstag, 5. April 2014

Tag 9: Meine persönliche Wälchli-Saga

Wie gestern angekündigt, bin ich heute in Zofingen. Ich führe gemeinsam mit vielen Akteuren das Memento für Alfred Wälchli durch.

Weil ich heute voll und ganz damit beschäftigt bin, will ich hier erzählen, wie ich ihn kennen gelernt habe:
Den tollen Flyer hat Corina Girell di Giovanoel gestaltet
Alfred Wälchli hat mich 1996 am Stammtisch im Goldenen Ochsen in Zofingen das erste Mal angesprochen. In seiner bekannt ruppigen Art wollte er von mir wissen, ob ich derjenige sei, der einen Förderpreis vom Kuratorium erhalten habe. Sofort gab er sich mir als Literat und Komponist zu erkennen und es entwickelte sich ein intensives Gespräch über Literatur und Kunst. In der Folge entwickelte sich daraus eine rund achtjährige Freundschaft bis zu seinem Tode am 6. Januar 2004. Das Memento zehn Jahre später feiern wir an seinem Geburtstag! Soweit die Tatsachen.

Was ich hingegen nur vermute -und eben nicht mehr beweisen kann, ist der Umstand, dass ich vermutlich anfangs 80iger-Jahre eine musikalische Arbeit Alfred Wälchlis spätnachts am Radio gehört habe, die mich schwer beeindruckte: 'Das Schollern der Autohupen'. Den Namen des Komponisten habe ich entweder damals nicht gehört oder mir nicht gemerkt, auf jeden Fall hat mich dieses Audioerlebnis zu einem Text inspiriert, in dem eine Ich-Person im Zug von Langenthal nach Burgdorf einer verschrobenen Figur mit Hörrohr begegnet, mit dieser ins Gespräch kommt und herausfindet, dass derselbe Komponist ist und sich zum Ziel gesetzt hat, das gesamte SBB-Netz in Form einer grossen Oper zu vertonen. Zu diesem Zwecke fuhr er alle Strecken ab und erhorchte ihre musikalischen Strukturen mittels des Hörrohres. Das Drama spitzte sich darin zu, dass der Komponist schwer krank ist und er eben diese Strecke Langenthal-Burgdorf nicht kompositorisch einzuordnen weiss, weil sie jedes Mal anders klinge:
"Ja, heute fahre ich die Strecke Langenthal - Burgdorf zum dreiundsiebzigsten Male ab. Sie ist die einzige, die mir noch umzusetzen bleibt. Sie hat mir ihr Geheimnis bis jetzt verschlossen. Sie wandelt sich immerzu, ist nie gleich, nur selten ähnlich. Ich finde den Weg nicht, wie an sie heranzugehen ist. Oft scheint sie dahinzufliegen, unmerklich, dann kriecht sie wieder wie der ärgste Wurm. Auch lag sie schon tot wie ein Skelett. Mehrere Male glaubte ich ihren Typus erkannt zu haben, doch immer tauchten auf den letzten Kilometern wieder unerklärliche Misstöne auf. Ganze Akkorde und Tonfolgen wurden mir wieder zerstört, so dass die ganze Fahrt vergebens gewesen war. Ich versuche es mit genauen Protokollen, schreibe zu Hause jeden Eindruck auf, jede Missstimmung erfasse ich, jedes Holpern, jegliches kurze Bremsen, selbst das Geräusch der naheliegenden Autobahn registriere ich in Parallelprotokollen.
Die Daten verfüttere ich regelmässig meinem Computer, den ich eigens für diesen Zweck konstruieren liess, was meine ganze Altersversorgung verschlang.
Ich muss durch statistische Auswertung des Gemeinsamen das Absolute dieser Strecke heraustüfteln und in Musik umsetzen. Leider bleibt mir nur noch wenig Zeit. Meine Leber ist vom Rotwein entkräftet und das Herz schlägt schwächer denn je.
Manchmal nahe am Verzweifeln rettet mich die nahezu göttliche Gewssheit, dass ich es schaffen muss, und dass ich es schaffen werde.
Es wird der unwiederbringliche Höhepunkt meines Lebens, an der Uraufführung meines Werkes von den Lobeshymnen und Applausorkanen geschüttelt zu werden.
Es wird mir eine Ehre sein, das heisst, es würde mich ausserordentlich freuen, Sie anlässlich dieser Uraufführung begrüssen zu dürfen. Hoffentlich habe ich Sie nicht gelangweilt mit meinen Ausführungen. Ich empfehle mich."

Ich vermute, dass ich dann zwischen 1984 und 1986, als ich am BZZ (Bildungszentrum Zofingen) die HPL (Höhere Pädagogische Lehranstalt, war der Vorläufer der FHNW, die mich jetzt zu diesem Projekt umtreibt) besuchte, Alfred Wälchli durch eins der schräggestellten Fenster, die halb im Boden versenkt waren, wahrgenommen haben muss, wie er einem Kantischüler die hohe Kunst des Klavierspiels zu vermitteln versuchte, vielleicht hat er auch nur gehustet, geflucht und über das miserable Spiel desarmen Schülers tiradisiert.
Ebenso weiss ich nicht mehr genau, ob ich ein Konzert mit Werken Alfred Wälchlis besucht habe, ehe ich ihn kannte oder erst kurz nach unserer Begegnung. Sicher ist nur, dass er mir von den Zofingern bis zur persönlichen Bekanntschaft immer nur als verschrobener Kauz und seltsamer Künstler mit einem noch seltsameren Werk beschrieben wurde, sich dieses Bild allerdings durch unsere Freundschaft veränderte.

Zurück zu den Tatsachen: Dieser Text über den Komponisten hat mich jahrzehntelang begleitet: so wurde er öfters an Jenseits der Ordnung-Konzerten (meine erste Band) von Schauspielern interpretiert und fand Eingang in mein Buch 'Abgang, Fertig, Aus'.

Der Text diente dann auch als Ausgangspunkt zu einer Zusammenarbeit mit Alfred Wälchli, anlässlich von Endgame, einer schweizweiten Aktion zum Unseco-Jahre der älteren Menschen anno 1999: wir beiden spielten diese fiktive Begegnung live auf der Holzbrücke in Olten mit einem ergänzenden Text von Alfred Wälchli, in dem dieser einige Fragen der Ich-Person (in deiesem Falle mir) beantwortete. Einer der wenigen Texte Alfred Wälchlis, die in normaler deutscher Hochsprache geschrieben sind, sonst bedient er sich seines eigenen Sprachlabyrinths.
Weiter hat mir Alfred erzählt, wie er die Komposition 'Das Schollern der Autohupen' umsetzte: als Sampling-Pionier hatte er Tonbänder zur Verfügung, die er auseinanderschnitt und mit Wäscheklammern an gespannten Schnüren in seinem Atelierraum aufhängte, von wo er sie wieder einsammelte, neu arrangierte und zusammen klebte.
Und last but not least diente sie mir auch für die Geburtstagsrede, die ich an der offiziellen Feier zum 80igsten Geburtstag von Alfred Wälchli halten durfte.

Das Drama des unverstandenen und unbeachteten Künstlers berührt mich bis heute und ich habe es in Alfred Wälchli wieder erkannt: sein letzter grosser Wunsch war die Vollendung seiner grossen literarischen Arbeit, ob sie unvollendet blieb oder nicht, ist noch unklar. Leider wissen wir trotz  diesem Memento-Prozess immer noch nicht, wo seine Schreibmaschine heute ist, diese verschwand nämlich nach seinem Tode aus dem Spital.

In vielem wird mir Alfred Wälchli ein Vorbild bleiben, insbesondere im unerschütterliche Glauben an das eigene Werk!

p.s. das Memento verlief sehr erfolgreich. Ich hoffe, Alfred hätte auch seine Freude daran gehabt!